Über die Wissenschaft

Zuletzt geändert: 12. April 2023
Geschätzte Lesezeit: 9 min

Wis­sen­schaft ist imho die größ­te Errun­gen­schaft der Mensch­heit über­haupt. Sie kommt lei­der nicht ohne die übli­chen mensch­li­chen Schwä­chen, wie Eitel­kei­ten, Ego­is­mus, Gel­tungs­sucht, Bos­haf­tig­keit, etc. daher. Das schmä­lert aber nicht ihren Nut­zen. Ich wer­de ver­su­chen hier eini­ge grund­le­gen­de Infos über die wis­sen­schaft­li­che Metho­de zusam­men zu tra­gen. Aus­ser­dem ver­su­che ich zu ver­ste­hen war­um alter­na­ti­ve Fak­ten momen­tan so einen Zuspruch fin­den, war­um der­zeit Men­schen ver­su­chen unter ande­rem die Begrif­fe Wahr­heit und Fak­ten sys­te­ma­tisch zu zerstören. 

Begriffe

Eine Samm­lung von Begrif­fen, die ich noch um kur­ze Erklä­run­gen ergän­zen wer­de. Damit ste­cke ich erst mal den gro­ben Rah­men ab, um den es mir hier geht: 

  1. Wis­sen
    1. prak­ti­sches Wissen
    2. theo­re­ti­sches Wissen
    3. Etwas für wahr halten
    4. Eine Über­zeu­gung haben
    5. Glau­ben
    6. Behaup­ten
  2. Evi­denz
    1. Hypo­the­se
    2. Theo­rie
    3. Bewei­se
    4. Zwei­fel
  3. Fak­ten / Tat­sa­chen —  Ein bestehen­der, nach­weis­ba­rer, wah­rer, all­ge­mein aner­kann­ter Sach­ver­halt. (wiki­pe­dia)
  4. Kor­re­la­ti­on
  5. Kau­sa­li­tät
  6. Moti­va­ti­on
  7. Fak­ten Nihi­lis­mus (wiki­pe­dia)
  8. kri­ti­sches Den­ken, sel­ber Den­ken, gera­de­aus Den­ken, Querdenken 
  9. Ratio­na­li­tät, Irrationalität
  10. Objek­tiv, Subjektiv
  11. Rea­li­tät
  12. Sozia­le Kon­struk­te (wiki­pe­dia)
  13. Bestä­ti­gungs­feh­ler / Con­fir­ma­ti­on Bias (wiki­pe­dia)
  14. Kogni­ti­ve Dis­so­nanz (wiki­pe­dia)
  15. Kogni­ti­ve Ver­zer­run­gen (wiki­pe­dia)
    1. Dun­ning Kru­ger Effect
    2. Man­da­la Effect
  16. Ideo­lo­gie
  17. Mei­nung
  18. Wahr­heit
  19. Lüge
  20. Falsch­mel­dung
  21. Pro­pa­gan­da
  22. Pro­jek­ti­on
  23. Des­in­for­ma­ti­on
  24. Alter­na­ti­ve Fak­ten — (wiki­pe­dia)
  25. Gish-Galopp — Eine rhe­to­ri­sche Stra­te­gie, bei der ver­sucht wird, das Gegen­über unter einer Lawi­ne aus Halb­wahr­hei­ten, Wider­sprü­chen, logi­schen Fehl­schlüs­sen und ande­ren Absur­di­tä­ten zu begra­ben. (wiki­pe­dia)
  26. “Flood the zone with shit”
  27. Gas­light­ing — Metho­den um die Wahr­neh­mung der Rea­li­tät zu manipulieren. 
  28. Ver­schwö­rungs­My­then, VerschwörungsTheorien.
  29. Framing — Kom­ple­xe Infor­ma­tio­nen — durch Aneig­nung, Umdeu­tung, und über­pro­por­tio­na­le Ver­wen­dungs­häu­fig­keit — selek­tiert und struk­tu­riert auf­be­rei­ten, um eine bestimm­te Pro­blem­de­fi­ni­ti­on, Ursa­chen­zu­schrei­bung, oder mora­li­sche Bewer­tung im Sin­ne des Framing-Erstel­lers zu erreichen.…
  30. Frei­heit
    • Die Wil­lens­frei­heit: Die Frei­heit von äuße­ren und inne­ren Zwän­gen. Das eige­ne Wol­len steht im Vor­der­grund: “Egal wie und war­um, ich will…”. Das kann schon mal ego­is­tisch rüber kom­men, und zum Scha­den für sich selbst, Ein­zel­ner oder der All­ge­mein­heit aus­ge­lebt werden. 
      • Die Wil­lens­frei­heit hat ihre Gren­zen zum Bei­spiel, dort wo die Natur uns Gren­zen auf­zeigt: Sei es durch die indi­vi­du­el­le Krank­heit eines ein­zel­nen, oder eine Viruspan­de­mie die unser Gesund­heits­sys­tem zu über­las­ten droht, den Kli­ma­wan­del mit sei­nen dras­ti­schen Aus­wir­kun­gen auf den Ein­zel­nen und die welt­wei­ten Gesell­schaf­ten, you name it…
    • Die Hand­lungs­frei­heit: Die Frei­heit gesell­schaft­lich und indi­vi­du­ell posi­tiv zu han­deln, in Kennt­nis der eige­nen Mög­lich­kei­ten und Optio­nen, aber auch in der Kennt­nis der tat­säch­li­chen Gren­zen. Sie ermög­licht uns im rich­ti­gen Moment das rich­ti­ge zu tun. Bei der Ent­schei­dungs­fin­dung hilft die Wissenschaft… 
      • Wir dür­fen uns die Frei­heit neh­men, so zu han­deln, dass unse­re Kin­der über die Art ihres Lebens frei ent­schei­den können.
    • Tra­di­tio­nel­le Positionen: 

Kritisches Denken

Eine ziem­lich wich­ti­ge Fähig­keit um in der gigan­ti­schen Men­ge an Infor­ma­tio­nen, die rele­van­ten Fak­ten zu erken­nen und her­aus zu fil­tern, um so Wis­sen und Erkennt­nis­se zu erlan­gen. Kri­ti­sches Den­ken hilft — basie­rend auf Fak­ten — die rich­ti­gen Schlüs­se zu zie­hen, und dar­aus eine Mei­nung, Ent­schei­dung oder Hand­lung abzuleiten. 

Aus­gangs­punkt für eine per­sön­li­che Ver­än­de­rung ist zu wis­sen wo ich stehe. 

Es gibt Men­schen die sind ech­te Natur­ta­len­te auf dem Gebiet, ande­re weni­ger, aber man kann die­se Fähig­keit — wie so vie­les — ler­nen. Der Lern­pro­zess fängt — wenn alles gut läuft — in der Kind­heit an, setzt sich bis ins Erwach­se­nen­le­ben fort, und durch­läuft dabei die fol­gen­den Phasen: 

  1. Pha­se: Fremd­be­stimm­tes Denken
    • Ich glau­be das, was ande­re mir sagen.
    • Die eige­ne Wahr­neh­mung und die Auf­fas­sung von Infor­ma­tio­nen ist sehr stark vom Umfeld beein­flusst. Dazu gehö­ren die Men­schen die mich umge­ben, die Gesell­schaft und die Medien. 
    • Wie kom­me ich da raus? Selbst­ver­trau­en hilft mir, mich von den Mei­nun­gen ande­rer los zu sagen, mir eine eige­nes Bild zu machen, und mei­ne eige­nen Schlüs­se zu zie­hen. Das ist der ers­te Schritt. 
    • Hilf­reich ist dabei, aus der eige­nen Echokammer/Filterblase her­aus zu kom­men, mich aus vie­len Quel­len zu infor­mie­ren, und mich auch über die Quel­len selbst zu infor­mie­ren. Ja, es gibt heu­te unglaub­lich und über­for­dernd vie­le Infor­ma­tio­nen und Wis­sen, und vie­le The­men sind kom­plex, aber ich muss mir nicht alles mer­ken. Wis­sen bedeu­tet auch “wis­sen, wo es geschrie­ben steht”. Das Werk­zeug der Wahl ist die Recher­che: Ent­we­der die wis­sen­schaft­li­che Recher­che oder jour­na­lis­ti­sche Recher­che. Ich darf ler­nen Infor­ma­tio­nen zu sam­meln, zu fil­tern, struk­tu­rie­ren und zu bewer­ten — Ein Stich­wort wäre hier: Medi­en­kom­pe­tenz erlan­gen. Das ist ein lan­ger ein Weg, aber es lohnt sich ihn zugehen…
  2. Pha­se: Kon­trast Denken
    • Ich sor­tie­re fast alles in zwei Kate­go­rien: rich­tig oder falsch, gut oder böse, ja oder nein,… 
    • Das ist in der Pra­xis aller­dings kaum mög­lich und sinnvoll. 
    • Ich mache Denk­feh­ler, pas­se Infor­ma­tio­nen an mein eige­nes Welt­bild an.
    • Wider­sprüch­li­che Infor­ma­tio­nen blen­de ich aus oder erklä­re sie für falsch.
    • Die­se Den­ke ver­fälscht nicht sel­ten das Gesamtbild.
    • Wie kom­me ich da raus? In dem ich mir offen und unvor­ein­ge­nom­men neu­en The­men und neu­es Wis­sen erschlie­ße. Das ist der zwei­te Schritt.
  3. Pha­se: Reflek­tie­ren­des Denken
    • Ich reflek­tie­re und hin­ter­fra­ge, über­prü­fe den Wahr­heits­ge­halt, und wäge Vor- und Nach­tei­le ab.
    • Ich stel­le mein bis­he­ri­ges Wis­sen und mei­ne Erkennt­nis­se auf den Prüf­stand, und ände­re auch mal mei­ne Mei­nung, ohne das als Dra­ma zu emp­fin­den. Ich geste­he das auch ande­ren Men­schen zu!
    • Ich kann eine ande­re Per­spek­ti­ve ein­neh­men, mich in eine ande­re Per­son hin­ein ver­set­zen um deren Stand­punk­te / Argu­men­te nach­voll­zie­hen zu können.
    • In die­ser Pha­se bin ich schon recht gut unter­wegs. Mit zuneh­men­der Übung und Erfah­rung errei­che ich den letz­ten Schritt:
  4. Pha­se: Ana­ly­tisch-kri­ti­sches Denken
    • Ich ana­ly­sie­re Infor­ma­tio­nen, den­ke logisch, und hin­ter­fra­ge kritisch.
    • Ich bin selbst­kri­tisch, und hin­ter­fra­ge mei­ne eige­nen Standpunkte.
    • Ich arbei­te lösungs­ori­en­tiert, und erken­ne bei Pro­ble­men recht ziel­si­cher wel­che Punk­te beson­ders rele­vant sind.
    • Ich kann auf­grund mei­ner Erfah­rung und mei­nes Wis­sens intui­tiv aus dem Bauch her­aus die rich­ti­ge Ent­schei­dung fällen.

Die wissenschaftliche Methode

Wiki­pe­dia sagt: Metho­dik ist in der Wis­sen­schafts­theo­rie die Gesamt­heit aller sys­te­ma­ti­schen Vor­ge­hens­wei­sen bei der Gewin­nung von Erkennt­nis­sen im Rah­men eines vor­ge­ge­be­nen Ziels.

  • Theo­rie — Eine unbe­wie­se­ne The­se, eine zu bewei­sen­de Behaup­tung. Eine durch Den­ken gewon­ne­ne Erkennt­nis. Der Gegen­satz ist durch Erfah­rung gewon­ne­nes Wis­sen.
  • Empi­rie — metho­disch-sys­te­ma­ti­sche Samm­lung von Daten. Auch die Erkennt­nis­se aus empi­ri­schen Daten wer­den manch­mal kurz Empi­rie genannt. In der Wis­sen­schafts­phi­lo­so­phie wird der Empi­rie als Erfah­rung, die zu einer Hypo­the­se führt (oder die­se auch wider­legt), die Evi­denz gegen­über­ge­stellt, also die unmit­tel­ba­re Ein­sich­tig­keit einer wis­sen­schaft­li­chen Behaup­tung.
  • Argu­men­ta­ti­on: Induk­tiv oder Deduk­tiv (sie­he)
  • Evi­denz — Ist der der empi­ri­sche Nach­weis für einen Sach­ver­halt oder eine Behauptung.
  • Wis­sen­schaft­li­che Methodik
    • Beschäf­tigt sich mit der Ver­fah­rens­wei­se der Wissenschaft.
    • Unter­sucht wis­sen­schaft­li­ches metho­di­sches Vorgehen.
    • Damit wird beschrie­ben, wie man eine For­schung anhand einer kon­kre­ten Metho­de durchführt.
  • Päd­ago­gi­sche Methodik
    • Bezeich­net die Wis­sen­schaft ver­schie­de­ner Lehr- und Unterrichtsmethoden. 
    • Didak­tik beant­wor­tet die Fra­ge “Was wird vermittelt?”.
    • Metho­dik beschäf­tigt sich damit, wie etwas ver­mit­telt wird.
  • Metho­den
    • Umfra­ge
    • Exper­ten­in­ter­view
    • Beob­ach­tung
    • Lite­ra­tur­ar­beit
    • Inhalts­ana­ly­se (qua­li­ta­tiv oder quantitativ)
    • Grup­pen­dis­kus­si­on
    • Expe­ri­ment
    • Fall­stu­die
    • Dis­kurs­ana­ly­se
  • Vor­ge­henqua­li­ta­tiv / quan­ti­ta­tiv
  • Argu­men­ta­ti­onInduk­tiv / deduk­tiv
    • For­schungs­an­sät­ze für wis­sen­schaft­li­che Arbeiten.
    • Ver­bin­dung der For­schung mit einer Theorie.
    • Bei­de Metho­den las­sen sich in einer wis­sen­schaft­li­chen Arbeit kombinieren.
    • Induk­ti­on (wiki­pe­dia)
      • Bedeu­tet Her­bei­füh­ren oder Veranlassen.
      • Ver­all­ge­mei­nern­des Denken.
      • Vom Spe­zi­el­len auf das All­ge­mei­ne Schlussfolgern.
      • Ablei­tung einer all­ge­mei­nen Regel, durch eine oder meh­re­re Bedingungen. 
      • Da aus Ein­zel­fäl­len abge­lei­tet wird, ist die Schluss­fol­ge­rung mög­li­cher­wei­se nicht wahr. 
      • Wenn ich induk­tiv argu­men­tie­re, füh­re ich eine eige­ne For­schung durch, und lei­te dar­aus eine Theo­rie ab.
      • Ich kann neue Erkennt­nis­se gewinnen.
    • Deduk­ti­on (wiki­pe­dia)
      • Bedeu­tet Ablei­tung oder Herleitung.
      • Logi­sches Schlußfolgern.
      • Vom All­ge­mei­nen auf das Spe­zi­el­le schließen.
      • Durch das Erken­nen einer logi­schen Regel und einer gege­be­nen Bedin­gung, kann eine Schluss­fol­ge­rung auf die logi­sche Kon­se­quenz (Wir­kung) stattfinden.
      • Aus min­des­tens 2 Aus­sa­gen, kann eine neue Aus­sa­ge abge­lei­tet werden.
      • Mit zwei kor­rek­ten Prä­mis­sen, kön­nen wah­re oder zwin­gen­de Schlüs­se gezo­gen werden.
      • Wenn ich deduk­tiv vor­ge­he, tes­te ich eine bereits vor­han­de­ne Theorie. 
      • Ich wer­de kei­ne neu­en Erkennt­nis­se gewinnen.
  • Güte­kri­te­ri­en
    • Quan­ti­ta­ti­ve Gütekriterien
      • Vali­di­tät — Die Eig­nung einer Mes­sung bezo­gen auf ihre kon­kre­te Zielsetzung. 
        • inter­ne Validität 
          • Inhalts­va­li­di­tät
        • exter­ne Validität 
          • Kon­strukt­va­li­di­tät
          • Kri­te­ri­ums­va­li­di­tät
      • Relia­bi­li­tät — Lässt sich mei­ne For­schung reproduzieren?
      • Objek­ti­vi­tät — stellt sicher, dass es kei­ne sub­jek­ti­ven Ein­flüs­se auf die For­schung gibt.
    • Qua­li­ta­ti­ve Gütekriterien
      • Trans­pa­renz — Alle wich­ti­gen Arbeits­schrit­te sind aus­führ­lich doku­men­tiert und somit auch für Außen­ste­hen­de nachvollziehbar.
      • Inter­sub­jek­ti­vi­tät — Dei­ne sub­jek­tiv gewon­ne­nen Daten wer­den ange­mes­sen dis­ku­tiert und reflek­tiert. Kri­ti­sche Fra­gen in Bezug auf die For­schungs­auf­ga­be stellst du zur Dis­kus­si­on, um Sub­jek­ti­vi­tät zu minimieren.
      • Reich­wei­te —  Wenn bei Wie­der­ho­lung eines ähn­li­chen Ver­fah­rens ähn­li­che Ergeb­nis­se erzielt werden.

Wie erkenne ich schlechte Wissenschaft?

Eini­ge Anzei­chen dafür, das ich auf dem Holz­weg sein könnte: 

  1. Ich igno­rie­re einen gro­ßen Teil der wis­sen­schaft­li­chen Beweislage.
  2. Ich zitie­re aus klei­nen, qua­li­ta­tiv schlech­ten, her­aus­ge­pick­ten Studien.
  3. Ich beru­fe mich auf “Exper­ten”, die nicht wirk­lich Exper­ten auf dem Gebiet sind.
  4. Ich beru­fe mich auf Anek­do­ten und per­sön­li­che Sichtweisen.
  5. Ich zitie­re Blogs und Vide­os als Beweismittel.
  6. Ich argu­men­tie­re dass Wis­sen­schaft schon ein­mal falsch lag.
  7. Ich behaup­te, nur Fra­gen zu stellen.
  8. Ich fol­ge oder erfin­de Ver­schwö­rungs­theo­rien.

Trifft einer oder meh­re­re der Punk­te auf mich zu, soll­te ich hell­hö­rig wer­den, die Infor­ma­tio­nen und mich sel­ber hin­ter­fra­gen, und mei­nen Weg noch­mal checken. 

Der fol­gen­de Text ist eine freie Über­set­zung der Samm­lung von Brun­ning, Andy. “A Rough Gui­de to Spot­ting Bad Sci­ence.” Ci: Com­pound Inte­rest, Andy Brunning/Compound Inte­rest, 2017, www.compoundchem.com/2014/04/02/a‑rough-guide-to-spotting-bad-science/. Acces­sed 7 Dec. 2017. 

Die Fähig­keit, Bewei­se hin­ter einer wis­sen­schaft­li­chen Behaup­tung zu bewer­ten, ist wich­tig. Eben­so wich­tig ist die Fähig­keit, schlech­te wis­sen­schaft­li­che Bericht­erstat­tung oder Feh­ler in wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en zu erken­nen. Die­se 12 Punk­te hel­fen, Wis­sen­schaft von Pseu­do­wis­sen­schaft zu unter­schei­den. Es ist aller­dings nur ein gro­ber Leitfaden: 

  1. Rei­ße­ri­sche Schlag­zei­len
    Arti­kel­über­schrif­ten sind in der Regel so gestal­tet, dass sie den Betrach­ter dazu ver­lei­ten, auf den Arti­kel zu kli­cken und ihn zu lesen. Manch­mal kön­nen sie die Ergeb­nis­se wis­sen­schaft­li­cher For­schung über­mä­ßig ver­ein­fa­chen. Im schlimms­ten Fall über­trei­ben sie der Sen­sa­ti­on wegen, und stel­len sie ver­kürzt oder falsch dar.
  2. Fehl­in­ter­pre­tier­te Ergeb­nis­se
    Nach­rich­ten­ar­ti­kel kön­nen die For­schungs­er­geb­nis­se um einer guten Sto­ry wil­len ver­zer­ren oder falsch inter­pre­tie­ren, sei es absicht­lich oder aus ande­ren Grün­den. Ver­su­che, wenn mög­lich, die ursprüng­li­che For­schungs­ar­beit zu lesen, anstatt dich auf den dar­auf basie­ren­den Arti­kel als Infor­ma­ti­ons­quel­le zu verlassen.
  3. Inter­es­sen­kon­flik­te
    Vie­le Unter­neh­men beschäf­ti­gen Wis­sen­schaft­ler, um For­schun­gen durch­zu­füh­ren und zu ver­öf­fent­li­chen. Obwohl das die For­schung nicht unbe­dingt ungül­tig macht, soll­te sie unter die­sem Gesichts­punkt ana­ly­siert wer­den. For­schung kann auch zum per­sön­li­chen oder finan­zi­el­len Vor­teil falsch dar­ge­stellt werden.
  4. Kor­re­la­ti­on & Kau­sa­li­tät
    Sei vor­sich­tig bei der Ver­wechs­lung von Kor­re­la­ti­on und Kau­sa­li­tät. Eine Kor­re­la­ti­on zwi­schen Variablen/Ereignissen bedeu­tet nicht immer, dass die eine die ande­re ver­ur­sacht. Die glo­ba­le Erwär­mung hat seit den 1800er Jah­ren zuge­nom­men und die Zahl der Pira­ten hat abge­nom­men, aber der Man­gel an Pira­ten ver­ur­sacht nicht die glo­ba­le Erwärmung.
  5. Unge­stütz­te Schluss­fol­ge­run­gen
    Spe­ku­la­tio­nen kön­nen oft hel­fen, die Wis­sen­schaft vor­an­zu­trei­ben. Stu­di­en soll­ten sich jedoch dar­über im Kla­ren sein, wel­che Fak­ten sie bewei­sen und wel­che Schluss­fol­ge­run­gen noch unge­stützt sind. Eine Aus­sa­ge, die spe­ku­la­tiv for­mu­liert ist, kann wei­te­re Bewei­se zur Bestä­ti­gung erfordern.
  6. Pro­ble­me mit dem Stich­pro­ben­um­fang
    Bei Stu­di­en gilt: Je klei­ner eine Stich­pro­be ist, des­to gerin­ger ist das Ver­trau­en in die Ergeb­nis­se aus die­ser Stich­pro­be. Die gezo­ge­nen Schluss­fol­ge­run­gen kön­nen immer noch gül­tig sein, und in eini­gen Fäl­len sind klei­ne Stich­pro­ben unver­meid­bar, aber grö­ße­re Stich­pro­ben lie­fern oft reprä­sen­ta­ti­ve­re Ergebnisse.
  7. Nicht reprä­sen­ta­ti­ve Stich­pro­ben ver­wen­det
    In Human­stu­di­en wer­den Pro­ban­den aus­ge­wählt, die reprä­sen­ta­tiv für eine grö­ße­re Popu­la­ti­on sind. Wenn sich die Stich­pro­be von der Gesamt­po­pu­la­ti­on unter­schei­det, kön­nen die Schluss­fol­ge­run­gen aus der Stu­die in Rich­tung eines bestimm­ten Ergeb­nis­ses ver­zerrt sein.
  8. Kei­ne Kon­troll­grup­pe ver­wen­det
    In kli­ni­schen Stu­di­en soll­ten die Ergeb­nis­se von Ver­suchs­per­so­nen mit einer “Kon­troll­grup­pe” ver­gli­chen wer­den, die die getes­te­te Sub­stanz nicht erhält. Die Grup­pen soll­ten außer­dem nach dem Zufalls­prin­zip zuge­teilt wer­den. Bei all­ge­mei­nen Expe­ri­men­ten soll­te ein Kon­troll­ver­such ver­wen­det wer­den, bei dem alle Varia­blen kon­trol­liert werden.
  9. Kein Blind­test gemacht
    Um Ver­zer­run­gen zu ver­mei­den, soll­ten die Pro­ban­den nicht wis­sen, ob sie in der Test- oder in der Kon­troll­grup­pe sind. Bei “Dop­pel­blind­tests” wis­sen selbst die For­scher erst nach dem Test, in wel­cher Grup­pe die Pro­ban­den sind. Beach­te, dass Blind­tests nicht immer durch­führ­bar oder ethisch ver­tret­bar sind.
  10. Selek­ti­ve Ver­wen­dung von Daten
    Wird auch als “Rosi­nen­pi­cke­rei” bezeich­net. Beinhal­tet die Aus­wahl von Daten aus Ergeb­nis­sen, die die Schluss­fol­ge­rung der For­schung unter­stüt­zen, wäh­rend die­je­ni­gen igno­riert wer­den, die dies nicht tun. Wenn eine For­schungs­ar­beit Schluss­fol­ge­run­gen aus einer Aus­wahl ihrer Ergeb­nis­se zieht, und nicht aus allen, kann sie sich des­sen schul­dig machen.
  11. Nicht repro­du­zier­ba­re Ergeb­nis­se
    Die Ergeb­nis­se soll­ten durch unab­hän­gi­ge For­schung repli­zier­bar sein und über eine brei­te Palet­te von Bedin­gun­gen getes­tet wer­den — wenn mög­lich, um sicher­zu­stel­len, dass sie kon­sis­tent sind. Außer­ge­wöhn­li­che Behaup­tun­gen erfor­dern außer­ge­wöhn­li­che Bewei­se — das heißt, viel mehr als eine unab­hän­gi­ge Studie!
  12. Nicht begut­ach­te­tes Mate­ri­al
    Peer Review ist ein wich­ti­ger Teil des wis­sen­schaft­li­chen Pro­zes­ses. Ande­re Wis­sen­schaft­ler begut­ach­ten und kri­ti­sie­ren Stu­di­en, bevor sie in einer Zeit­schrift ver­öf­fent­licht wer­den. For­schung, die die­sen Pro­zess nicht durch­lau­fen hat, ist nicht so seri­ös und kann feh­ler­haft sein.

Arten wissenschaftlicher Beweise

Der fol­gen­de Text ist eine freie Über­set­zung der Samm­lung von Brun­ning, Andy. “A Rough Gui­de to Types of Sci­en­ti­fic Evi­dence.” Ci: Com­pound Inte­rest, Andy Brunning/Compound Inte­rest, 2017, www.compoundchem.com/2015/04/09/scientific-evidence/. Acces­sed 7 Dec. 2017. 

Die Fähig­keit, die Bewei­se hin­ter einer Behaup­tung zu bewer­ten, ist wich­tig, aber wis­sen­schaft­li­che Bewei­se gibt es in einer Viel­zahl von For­men. Hier wer­den die ver­schie­de­nen Arten wis­sen­schaft­li­cher Bewei­se geord­net und beschrie­ben, ins­be­son­de­re die­je­ni­gen, die für gesund­heit­li­che und medi­zi­ni­sche Behaup­tun­gen rele­vant sind. (In der Rei­hen­fol­ge vom nied­rigs­ten bis zum höchs­ten Grad der Evidenz). 

Beach­te, dass es in bestimm­ten Fäl­len aus ethi­schen oder ande­ren Grün­den nicht mög­lich ist, eini­ge die­ser Nach­wei­se zu beschaffen. 
  1. Anek­do­ti­sche & Exper­ten­mei­nun­gen (schwach)
    Anek­do­ti­sche Bewei­se sind die per­sön­li­chen Erfah­run­gen oder Ansich­ten einer Per­son, die nicht unbe­dingt reprä­sen­ta­tiv für typi­sche Erfah­run­gen sind. Die Ein­zel­mei­nung eines Exper­ten oder die in einem schrift­li­chen Arti­kel dar­ge­leg­te Mei­nung wer­den bei­de als schwa­che For­men des Bewei­ses betrach­tet, wenn sie nicht durch wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en gestützt werden. 
  2. expe­ri­men­tel­le Tier- und Zell­stu­di­en
    Tier­ver­su­che kön­nen nütz­lich sein und Effek­te vor­her­sa­gen, die auch beim Men­schen auf­tre­ten. Die beob­ach­te­ten Wir­kun­gen kön­nen sich jedoch auch unter­schei­den, so dass nach­fol­gen­de Stu­di­en am Men­schen erfor­der­lich sind, bevor man sagen kann, dass eine bestimm­te Wir­kung auch beim Men­schen auf­tritt. Auch Tests an iso­lier­ten Zel­len kön­nen zu ande­ren Ergeb­nis­sen füh­ren als im Körper.
  3. Fall­be­rich­te und Fall­se­ri­en (Beob­ach­tung)
    Ein Fall­be­richt ist eine schrift­li­che Auf­zeich­nung über ein bestimm­tes The­ma. Obwohl sie in der Hier­ar­chie der Evi­denz nied­rig ange­sie­delt sind, kön­nen sie hel­fen, neue Krank­hei­ten oder Neben­wir­kun­gen von Behand­lun­gen zu erken­nen. Eine Fall­se­rie ist ähn­lich, ver­folgt aber meh­re­re Pro­ban­den. Bei­de Arten von Stu­di­en kön­nen kei­ne Kau­sa­li­tät bewei­sen, son­dern nur eine Korrelation.
  4. Fall-Kon­troll-Stu­di­en (Beob­ach­tungs­stu­di­en)
    Fall-Kon­troll-Stu­di­en sind retro­spek­tiv und umfas­sen zwei Grup­pen von Pro­ban­den, eine mit einem bestimm­ten Zustand oder Sym­ptom und eine ohne. Sie gehen dann zurück, um ein Attri­but oder eine Expo­si­ti­on zu bestim­men, die dies ver­ur­sacht haben könn­te. Auch die­se Stu­di­en zei­gen eine Kor­re­la­ti­on, aber es ist schwer, eine Kau­sa­li­tät zu beweisen.
  5. Kohor­ten­stu­di­en (Beob­ach­tungs­stu­di­en)
    Eine Kohor­ten­stu­die ist ähn­lich wie eine Fall-Kon­troll-Stu­die. Sie beinhal­tet die Aus­wahl einer Grup­pe von Per­so­nen, die ein bestimm­tes Merk­mal oder eine bestimm­te Behand­lung (z. B. Expo­si­ti­on gegen­über einer Che­mi­ka­lie) auf­wei­sen, und ver­gleicht sie im Lau­fe der Zeit mit einer Grup­pe von Per­so­nen, die die­ses Merk­mal oder die­se Behand­lung nicht auf­wei­sen, wobei ein Unter­schied im Ergeb­nis fest­ge­stellt wird.
  6. Ran­do­mi­sier­te kon­trol­lier­te Stu­di­en (expe­ri­men­tell)
    Die Pro­ban­den wer­den nach dem Zufalls­prin­zip einer Test­grup­pe, die die Behand­lung erhält, oder einer Kon­troll­grup­pe, die in der Regel ein Pla­ce­bo erhält, zuge­ord­net. Bei “blin­den” Stu­di­en wis­sen die Teil­neh­mer nicht, in wel­cher Grup­pe sie sind; bei “dop­pelt blin­den” Stu­di­en wis­sen es auch die Expe­ri­men­ta­to­ren nicht. Die Ver­blin­dung von Stu­di­en hilft, Ver­zer­run­gen zu vermeiden.
  7. Sys­te­ma­ti­sche Über­prü­fung (stärks­te Evi­denz)
    Sys­te­ma­ti­sche Über­sichts­ar­bei­ten stüt­zen sich auf meh­re­re ran­do­mi­sier­te kon­trol­lier­te Stu­di­en, um ihre Schluss­fol­ge­run­gen zu zie­hen, und berück­sich­ti­gen auch die Qua­li­tät der ein­ge­schlos­se­nen Stu­di­en. Über­sichts­ar­bei­ten kön­nen dazu bei­tra­gen, Ver­zer­run­gen in ein­zel­nen Stu­di­en abzu­schwä­chen und uns ein voll­stän­di­ge­res Bild zu geben, was sie zur bes­ten Form der Evi­denz macht.

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