Auch dieses Jahr verfolge ich den Plan wieder mehr zu lesen. Zu einigen Bücher finde ich ein paar anerkennende Worte, und gebe hiermit eine ausdrückliche Leseempfehlung ab
Träume von Räumen
Ein unterhaltsam geschriebenes Buch mit persönlicher Note, das sich intensiv mit allen realen und surrealen Aspekten des Raumes beschäftigt. Voller Inspiration. Mag ich.

Vom leeren Blatt Papier über das Bett, die Treppe, die Wand, das Mietshaus, die Straße über das Land und die Welt ins Universum: Träume von Räumen durchmisst spielerisch Raum und Räume, vom Allernächsten bis hin ins Fernste. Sogenannte praktische Übungen (““Durchqueren Sie Paris, aber nur durch Straßen, in deren Name ein C vorkommt!“”) unterbrechen die Anordnung mit federleichter Konkretheit, und sehr persönliche Miniaturen sorgen dafür, dass das Spiel niemals im Unverbindlichen verbleibt. Kein anderes Buch kann wohl als so typisch für Perecs Werk bezeichnet werden.
The Dictator’s Handbook
In Arbeit!
Spannend finde ich bei diesem Buch, das man das darin beschriebene Verhalten nicht nur — vollkommen genderunabhängig — bei Politikern, Königen und Diktatoren, sondern auch bei Konzernchefs, und anderen mit Macht & Reichtum ausgestatteten Personenkreisen antrifft. Das Buch macht mir persönlich wenig Lust selber eine einflussreiche Führungskraft zu werden, aber es hilft die Mechanismen zu begreifen, nach denen das Führungspersonal vermutlich seine Entscheidungen trifft — vor allem, wenn diese aus der eigenen, persönlichen Sicht heraus irrational erscheinen. Das macht zwar vieles nicht besser, aber durchschaubarer, und das ist ja auch was.
Ps: Das Buch gibts momentan (2022) nur auf Englisch.
Dieses politikwissenschaftliche Buch beschreibt die tatsächlichen Regeln der Politik: Anführer tun, was immer sie an der Macht hält, unabhängig vom nationalen Interesse. Die Autoren Bruce Bueno de Mesquita und Alastair Smith verfolgen einen neuen Ansatz, und stellen die konventionellen Weisheiten auf den Kopf. Sie gehen von einer einzigen Behauptung aus: Staatsführer tun alles, was sie an der Macht hält. Sie kümmern sich nicht um das “nationale Interesse” — oder gar um ihre Untertanen — es sei denn, sie müssen es. Dieses kluge und verständliche Buch zeigt, dass Demokratie im Grunde nur eine bequeme Fiktion ist. Regierungen unterscheiden sich nicht in ihrer Art, sondern nur in der Zahl ihrer Anhänger, die es zu kraulen gilt. Die Größe dieser Gruppe bestimmt fast alles in der Politik: Womit die Regierenden durchkommen, und die Lebensqualität oder das Elend unter ihnen. Das Bild, das die Autoren zeichnen, ist nicht schön. Aber vielleicht ist es die Wahrheit, und das ist ein guter Ausgangspunkt für jeden, der die menschliche Regierungsführung verbessern will.
Es gibt eine auch kleine Serie dazu auf YouTube, die das Thema aufgreift:
- The Rules for Rulers (Teil 1, ca. 30 Minuten)
- Death & Dynasties (Teil 2, ca. 5 Minuten)
Rede an den kleinen Mann
Ausstehend
Das Dokument muss vor dem Hintergrund der Biographie Reichs gesehen werden. 1948 wurde das erst heute in seiner Wertigkeit erkannte Buch “Der Krebs” veröffentlicht, jenes Werk, für das er ins Irrenhaus kam und das in den USA verbrannt worden ist. Auf der Folie seiner eigenen Lebens- und Leidenserfahrung als Psychoanalytiker und Wissenschaftler schreibt sich Reich in einer Art innerem Rechenschaftsbericht — verständlicherweise cum ira et studio (mit Zorn und Leidenschaft) — das von der Seele, was der sprichwörtliche kleine Mann sich in seiner “verderblichen Autoritätssucht” selbst antut; wie er seine Feinde verehrt und seine Freunde mordet; wie er, wenn er selbst Macht in seine Hände bekommt, diese missbraucht.
Der Wahnsinn der Normalität
Ausstehend
Arnod Gruen legt die Wurzeln der Destruktivität frei, die sich viel öfter, als uns klar ist, hinter vermeintlicher Menschenfreundlichkeit oder »vernünftigem« Handeln verbergen. Er überzeugt durch die Vielzahl der Beispiele und schafft die Beweislage, dass dort, wo Innen- und Außenwelt auseinanderfallen, Verantwortung und Menschlichkeit ausbleiben