Komplementärfarben & Kontraste in der Malerei

Zuletzt geändert: 18. Mai 2021
Geschätzte Lesezeit: 4 min

Es gibt eine Menge Kontraste in der Malerei, die ich hier mal zusammen fasse, und nachfolgend näher betrachte:

  1. Komplementärkontrast
  2. Simultankontrast
  3. Warm-Kalt-Kontrast
  4. Buntkontrast (Farbe-an-sich)
  5. Hell-Dunkel-Kontrast
  6. Qualitätskontrast
  7. Bunt-Unbunt-Kontrast
  8. Quantitätskontrast

Aber erst mal werfen wir einen kurzen Blick auf die Farben…

Farben & Komplementärfarben

Alles beginnt mit den Farben, und deren Komplementärfarben. Man unterscheidet in der Farbenlehre…

  • Primärfarben sind die Grundfarben: Rot, Gelb, Blau
  • Sekundärfarben entstehen durch die Mischung der Primärfarben: Grün, Violett, Orange.
  • Tertiärfarben entstehen durch die Mischung einer Sekundärfarbe mit einer Primärfarbe: Blaugrün, Blauviolett, Purpurrot, Orangerot, Dunkelgelb, Hellgrün.
PrimärfarbenSekundärfarben
blau
blau + gelbgrün
gelb
gelb + rotorange
rot
rot + blauviolett

Mischt man mehr oder weniger der Nachbarprimärfarbe dazu kann man die Farbe entweder anwärmen (im Farbkreis rechts rum / im Uhrzeigersinn) oder abkühlen (im Farbkreis links herum / gegen den Uhrzeigersinn).

Farbkreis nach Johannes Itten
Farbkreis nach Küppers

Komplementärfarben liegen sich im Farbkreis gegenüber. Sie löschen sich gegenseitig aus, wenn sie miteinander gemischt werden. Bei Körperfarben entsteht Grauschwarz, bei Lichtfarben weißes Licht.

Je nach Farbtheorie unterscheiden sich die Angaben welche die jeweiligen Komplementärfarben sind. Zum Beispiel sind bei Itten Gelb und Violett komplementär, gemäß Küppers wären es Gelb und Blau. (Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Farbkreis)

Licht- und Körperfarben

Lichtfarben – additive Farbmischung (RGB)

Die Mischung von Rot, Grün und Blau (RGB) erfolgt durch Licht. Die Schnittmenge ist ein weißes Licht. Diese Farbmischung findet sich bei Monitoren, Fernsehern, usw.

Körperfarben – subtraktiven Farbmischung (CMYK)

Entsteht bei Pigmentmischung, zB. bei Malfarben von Cyan (Türkis), Magenta (Pink), Gelb & Schwarz (CMYK). Von den Pigmenten werden nur bestimmte Wellenlängen reflektiert. Druckereien verwenden CMYK.

Additiv und subtraktiv bezieht sich darauf, ob Wellenlängen kombiniert (additiv) oder herausgefiltert (subtraktiv) werden.

Wirkung von Komplementärfarben

Farben können einen Raum größer oder kleiner erscheinen lassen – für Konzentration sorgen, beruhigend aber auch stimulierend wirken. Komplementärfarben erwecken oft den Eindruck von Bewegung, Lebhaftem,… Durch die Gegensätzlichkeit steigern sich diese Farben nebeneinander gestellt, zu maximaler Leuchtkraft und maximaler Licht- und Farbwirkung.

Komplementärkontrast

Komplementäre Farbenpaare:

Wirkung

Der Komplementärkontrast wirkt durch die oft ungebrochenen und reinen Farben…

  • Kraftvoll
  • Dynamisch
  • Schrill
  • Laut
  • Bewegt
  • Lebhaft
  • Bunt
  • Vollständig
  • Abgeschlossen

Simultankontrast

Die Farbe wird von ihrer Umgebungsfarbe beeinflusst.

Wir betrachten zwei identische graue Quadrate auf verschiedenen Untergründen. Das Quadrat auf grünem Hintergrund, wirkt etwas rötlich und heller. Das Quadrat auf gelben Hintergrund wirkt kühler und bläulich.

Warm-Kalt-Kontrast

Farben werden unserem Empfinden nach in warme und kalte Farben eingeteilt. Kombiniert man Warm- und Kaltfarben so erhält man einen Warm-Kalt-Kontrast.

  • Zu den warmen Farben gehören Gelb, Orange und Rot – sie wirken aktiv, anregend und belebend.
  • Zu den kalten Farben gehören Grün, Blau und Violett – werden als kühl und distanziert empfunden.

Durch Mischen lässt sich die Temperatur der Farben beeinflussen. Beispiel:

  • Grün mischt man ja aus Gelb und Blau…
    • Gibt man zu Grün etwas Gelb, so wirkt dieses wärmer – wir wandern auf dem Farbkreis nach rechts, Richtung Gelb – damit mischen wir auch eine Tertiärfarbe an… ?
    • Gibt man zu Grün etwas Blau, so wirkt es kälter – wir wandern auf dem Farbkreis nach links, Richtung Blau.

Analog kann man das mit den anderen Farben machen:

  • Violett mischt sich aus Blau und Rot…
    • Gibt man zu Violett etwas Rot, so wirkt dieses wärmer – wir wandern auf dem Farbkreis nach rechts, Richtung Rot.
    • Gibt man zu Violett etwas Blau, so wirkt es kälter – wir wandern auf dem Farbkreis nach links, Richtung Blau.
  • Orange mischt sich aus Gelb und Rot…
    • Gibt man zu Orange etwas Rot, so wirkt dieses wärmer – wir wandern auf dem Farbkreis nach rechts, Richtung Rot.
    • Gibt man zu Orange etwas Gelb, so wirkt es kälter – wir wandern auf dem Farbkreis nach links, Richtung Gelb.

Warme Farben erwecken den Eindruck in den Vordergrund zu treten. Kalte Farben weichen in den Hintergrund. Der Kalt-Warm-Kontrast wird häufig in der Landschaftsmalerei eingesetzt.

Wirkung

  • Räumlichkeit
  • Schafft Atmosphäre
  • Warme Farben treten in den Vordergrund
  • Kalte Farben weichen zurück

Buntkontrast (Farbe-an-sich)

Es werden reine Farben / Primärfarben kombiniert. Verringert man die Helligkeit bzw. Sättigung der Farben, wirken sie nicht mehr schrill und aufdringlich.

Wirkung

Der Farbton steht im Vordergrund. Damit lassen sich Spannungen und Farbwirkungen aufbauen, die den Betrachter unmittelbar ansprechen.

  • Spannung
  • Signal
  • Warnung
  • Leuchtend
  • Kraftvoll
  • Bunt
  • Laut

Hell-Dunkel-Kontrast

Helle und dunkle Farben werden gegenübergestellt. Bei den Farben weiß und schwarz erhält man den höchsten Kontrast.

Die Kombination Magenta und Grün weisen den geringsten Helligkeits-Kontrast auf
und sind somit z. B. für Texte ungeeignet. Blau und Gelb hingegen haben einen
starken Kontrast und eigenen sich auch für die Textgestaltung.

Wirkung

  • Starker Eindruck
  • Dunkle Farben rücken in den Vordergrund
  • Helle Farben ziehen sich zurück
  • Wechselwirkung zwischen Licht und Schatten

Qualitätskontrast

Sättigungskontrast, Intensitätskontrast.

Wird durch Unterschiede in der Farbqualität hervorgerufen. Entsteht zwischen leuchtenden, gesättigten und trüben, stumpfen Farben.

Wirkung

Reine Farben wirken so brillanter. Abtönen lassen sich Farben durch Mischen mit…

  • Weiß
    • Reine Farben mit Weiß gemischt > Pastelltöne, wirken heller und kälter
  • Schwarz
    • Farben mit Schwarz gemischt wirken düster und fahl
    • Manche Farben (Gelb,…) ergeben mit Schwarz gemischt andere Farbtöne.
    • Schwarz nur sehr bewusst zum Mischen verwenden.
  • Grau (Weiß + Schwarz)
    • Farbtöne sind immer trübe. Entweder gleich hell, heller oder dunkler, je nach sw Mischungsverhältnis.
  • Komplementärfarbe
    • Trübung reiner Farben
    • Bei passendem Mischverhältnis entsteht ein gebrochenes Grau.
    • Wenig zumischen der Komplementärfarbe -> gedämpfte Version des ursprünglichen Tons.
  • Unterstreicht Farbintensität
  • Die Wirkung ob intensiv oder stumpf ist abhängig vom Umfeld.
  • Leuchtende Farben streben nach vorne => Dient ua. zur Verstärkung der räumlichen Wirkung

Bunt-Unbunt-Kontrast

Beschreibt die Gegenüberstellung von bunten und unbunten – Schwarz, Weiß, Grau – Farben. Sonderform des Qualitätskontrasts. Zählt nicht zu Ittens sieben Farbkontrasten, ist aber im Design von Bedeutung.

  • Bunte Farben auf schwarzem Untergrund erscheinen leuchtend und besonders präsent. Gilt nicht für dunkle Farbtöne.
  • Auf Weiß wirken Farben freundlich. Sehr helle Farben wie zB. Gelb kommen auf weißem Hintergrund allerdings weniger gut zur Geltung. Die kommen auf Schwarz besser.
  • Bei Farben auf grauem Hintergrund kommt es sehr stark auf den Helligkeitsunterschied der Farben zum Grauton an. Je ähnlicher die Helligkeitswerte einer Farbe und des Graus sind, umso geringer ist ihre Wirkung.

Quantitätskontrast

Mengenkontrast, Flächenkontrast

  • Warme, helle Farben werden optisch stärker wahrgenommen als kalte, dunkle.
  • Gelbe Elemente springen dem Betrachter sofort ins Auge, violette Elemente der selben Größe wirken unscheinbar.

Die Wirkungskraft der Farben wird gelenkt, in dem sie in ihrer Flächengröße aufeinander abgestimmt werden:

  • Warme Farben mit hoher Leuchtkraft > kleiner Flächenanteil.
  • Kalte Farben mit geringer Leuchtkraft > großer Flächenanteil.
  • => ruhige, ausgeglichene Wirkung

Für die Gelb/Violett Farbkombination bedeutet das für das Beispiel links: Damit beide Farben gleichwertig wirken müsste das gelbe Element noch wesentlich kleiner sein, als das violette Element.

Wirkung

Ungleich wirkende Farben erzeugen Spannung und Aktivität. Flächenkontraste sollten nach beabsichtigter Wirkung sehr bewusst und mit bedacht gewählt werden.

Farbwirkung durch Farb-Kombinationen

Farben in Kombination haben eine bestimmte Wirkung auf den Betrachter: Harmonisch (1) / Akzentuiert (2) / Lebendig (3)

  1. Farben, die zwischen zwei Grundfarben liegen, wirken harmonisch – auch kräftige Farben können das bewirken. Diese Farben ähneln sich oft stark.
  2. Verwendet man Komplementärfarben, sorgt das für mehr Spannung. Die Komplementärfarbe wird nur für Akzente verwendet.
  3. Für ein lebendiges Gesamtbild, sollten Farben derselben Intensität verwendet werden. Mit einem gleichseitigen Dreieck können innerhalb des Farbkreises durch die Eckpunkte 3 Farben gewählt werden.

Farbkontraste beziehen sich auf ein, zwei oder alle dieser Faktoren:

Sättigung
Helligkeit
Farbton

Farben beeinflussen sich gegenseitig. Durch Kontraste lässt sich beim Betrachter der Eindruck von Gegensätzen erzeugen.

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