Der Corona Effekt

Zuletzt geändert: 9. Dezember 2020
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Da ist sie nun, unse­re gesell­schaft­li­che Stun­de null. Kei­ne spek­ta­ku­lä­re, gigan­ti­sche Kli­ma­ka­ta­stro­phe, kein Meteo­ri­ten­ein­schlag, son­dern ein klei­nes, stil­les, fie­ses Virus namens Coro­na, das der Lun­ge zusetzt und #Covid-19 ver­ur­sacht. Es schleicht sich ein, ent­fal­tet sich zur #Pan­de­mie, zwingt unse­re Sys­te­me in die Knie, und hat eine aus­ge­wach­se­ne Wirt­schafts­kri­se im Schlepp­tau. Es drängt uns allen plötz­lich läs­ti­ge, unbe­que­me Hand­lungs­wei­sen auf, die uns so gar nicht in unse­re all­täg­li­chen Gewohn­hei­ten pas­sen: Sich ein­schrän­ken, zu Hau­se blei­ben, Rück­sicht neh­men, Ver­zicht üben. 

Was jetzt pas­siert, ent­spricht nicht den Kli­schees, die wir aus all den dys­to­pi­schen Seri­en und Fil­men ken­nen. Statt Zom­bie-Apo­ka­lyp­se und hel­den­haf­tem Dra­ma, gibt es Klo­pa­pier­man­gel (sowas wie #Klo­pa­pier­ga­te auf Twit­ter kann man sich echt nicht aus­den­ken), Heim­ar­beit, und sogar die eine oder ande­re Coro­na Virus Par­ty — Ster­ben tun ja nur die anderen. 

Das Virus legt die Schwä­chen unse­rer Lebens­wei­se dras­ti­scher bloß, als es die ver­gleichs­wei­se behä­bi­ge Kli­ma­kri­se ver­mag. Alles ist dem Kapi­tal unter­ge­ord­net, so eini­ges beruht auf Aus­beu­tung. Betriebs­ge­winn geht vor Gesund­heit, und so wei­ter. Nicht weni­ge Men­schen fei­ern ihre Igno­ranz, und ihren Ego­is­mus. Mit Lügen, sach­zwang­re­du­zier­ten Ehr­lich­kei­ten, Beschwich­ti­gun­gen und Mar­ke­ting kommt man auf ein­mal nicht mehr wei­ter. Aus abs­trak­ten Kon­su­men­ten, Human Res­sour­ces und Kos­ten­fak­to­ren wer­den auf ein­mal Men­schen. Das Virus zwingt auch das Füh­rungs­per­so­nal Far­be zu beken­nen. Wahr­heit und Fak­ten, ent­lar­ven Faken­ews. Lügen bekom­men wie­der kur­ze Bei­ne in die­sen Tagen. In Berufs­grup­pen wo Unter­be­zah­lung und Über­be­las­tung herr­schen, wird auf ein­mal eine Sys­tem­re­le­vanz fest­ge­stellt, was bis­her für sys­tem­re­le­vant und wich­tig gehal­ten wur­de ver­liert an Bedeutung. 

Ich höre in den letz­ten Tagen öfter “Wir befin­den uns jetzt im Krieg”… ich hal­te die­se Aus­sa­ge für kom­plett falsch — aber halt auch typisch für unser idio­ti­sches Selbst­ver­ständ­nis. Die Natur for­dert uns auf, end­lich mal auf das zu hören , was sie uns schon die gan­ze Zeit dezent mit zu tei­len ver­sucht: “Lie­ber Homo sapi­ens, benutz doch bit­te end­lich mal dein Hirn, statt es nur auf dem Kopf spa­zie­ren zu tra­gen, und alles um dich her­um — und letzt­lich dich selbst — kaputt zu machen. So wie bis­her geht es nicht wei­ter. Das Ende der Fah­nen­stan­ge ist in Sicht.” 

Coro­na führt uns vor Augen, wie fra­gil all das ist, was wir uns erschaf­fen haben. Es zeigt uns, wel­chen Platz wir — als selbst ernann­te Kro­ne der Schöp­fung — auf die­sem Pla­ne­ten wirk­lich haben: Wir sind dar­in ein­ge­bet­tet, und ein Teil davon, nicht weni­ger aber auch nicht mehr. Es wird Zeit ein zu sehen und zu zu geben: Die­ses “Macht euch die Erde untertan”-Ding war ein gro­ßer Irr­tum, das haben wir falsch ver­stan­den — oder woll­ten es falsch ver­ste­hen. Wir waren arro­gant, selbst­ge­fäl­lig, und geil nach Macht und Geld. Sor­ry du, Welt. Wir las­sen das jetzt mal mit Ego­is­mus, Aus­beu­tung und Zer­stö­rung, und ver­su­chen es mit Ver­nunft, Nach­hal­tig­keit, Respekt, Fair­ness, Beschei­den­heit, Soli­da­ri­tät… viel­leicht sogar …Welt­frie­den? Im Klei­nen klappt das ja hier und da schon recht gut. Wir stel­len das Wohl aller Men­schen, und damit auch das der Umwelt in den Mit­tel­punkt unse­res Han­delns. Geld wird wie­der Mit­tel zum Zweck statt Selbst­zweck. Glo­ba­li­sie­rung ver­ste­hen wir so, das wir alle zusam­men­ar­bei­ten um die Pro­ble­me die­ser Welt end­lich mal gemein­sam zu lösen, und alle zu Gewin­nern zu machen. Das ist mehr als über­fäl­lig, denn schließ­lich sit­zen wir ja alle im sel­ben Boot. Ja, voll kit­schig und welt­fremd, aber schön wärs schon wenns lang­sam wenigs­tens irgend­wie grob in die Rich­tung gehen würde. 

Die Natur zwingt uns gera­de Far­be zu beken­nen, und ehr­lich hin zu gucken, was war gut, und was darf/muß geän­dert wer­den. Wird ein #Umden­ken und #Umlen­ken ein­set­zen? Wer­den wir die Chan­ce nut­zen, und unse­re Lebens­wei­se, und unse­ren Umgang mit der uns umge­ben­den Welt end­lich mal über­den­ken und neu jus­tie­ren? Ich weiß, wir sind hier nicht bei “wünsch dir was” — son­dern bei “das ist so, wie es ist”, aber ich hof­fe, und wün­sche mir das trotz­dem — wir sind es den Opfern eigent­lich schul­dig, und der nächs­ten Gene­ra­ti­on sowie­so, aber da der Mensch ger­ne ver­drängt, wird es sicher schon bald so wei­ter gehen wie gehabt, so lan­ge es halt geht. 


Bleibt alle gesund, und passt auf euch auf — Carsten 

Zuerst ver­öf­fent­licht am 19. März 2020 auf mei­nem Gedan­ken­split­ter Blog, und hier archiviert. 

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