Preiskalkulation in der Fotografie
Über das Thema Preiskalkulation in der Fotografie wird offensichtlich nicht so gerne berichtet. Wo man sich auch umhört, macht zwar niemand groß ein Geheimnis draus, gibt sich offen, verrät letztlich aber doch nur wenig bis nix. Die Informationlage ist sehr dünn, was auch daran liegt, das so eine ganz individuelle Kalkulation oft nicht 1 zu 1 übertragbar ist. Natürlich gilt auch immer das olle Sprichwort “Über Geld spricht man nicht”. Ich hab trotzdem mal einiges zusammen getragen, das dir vielleicht hilft deine Preise zu finden.
Generelles
Angebote sauber aufschlüsseln.
Angebote persönlich erklären.
Nenne dein Angebot Kostenvoranschlag - nicht Angebot.
Kein Gewerbe anmelden, sondern als Freiberufler unterwegs sein.
Vorsichtshalber von Anfang an Vorsteuer ausweisen - meist 19%, es gibt aber unterschiedliche Sätze je nach Produkt.
Preisbildung
Die Preise sind von vielen Faktoren abhängig, darunter fällt mit Sicherheit:
Der Bekanntheitsgrad des Fotografen
Die Qualität der Arbeit
Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal?
Gibt es viel Konkurrenz vor Ort wenn ich lokal arbeite?
…
Am Besten schaut man sich also mal im Internet um, was andere so für ihre Arbeit verlangen, und versucht das mit dem eigenen Angebot in Einklang zu bringen.
Welche Genres bediene ich, und was ist meine fotografische Handschrift?
Künstlerische, inszenierte Fotografie (Kunst) -> Preise für Prints
Portraitfotografie
Reportagen (Stunden und Tagessätze)
…
Man sollte aber auch darauf vorbereitet sein für andere Gebiete angefragt zu werden, und eine seriöse Antwort parat haben.
Kalkulation
Was sollte eine Preiskalkulation für eine Auftragsfotografie enthalten? Kalkulieren sollte man Aufwände für…
Vorgespräch
Reisekosten
Fotosession
Nachbereitung (RAW-Entwicklung, Retusche, Prints…)
Ggfs. Verpackung und Versandkosten
Assistenz
Visa
Models
Abschreibung für Geräte
…
Kosten für Versicherungen
Die Kosten für das anfertigen der Bilder, also das reine Handwerk.
Die Kosten für das Foto Release / die Nutzungsrechte werden separat betrachtet. Es macht immerhin einen Unterschied ob das Foto im Album einer Privatperson klebt, ob es auf einer Webseite erscheint oder in einer Großauflage gedruckt, und damit Geld verdient wird.
Dann sollte man zwischen Privatpersonen und gewerblichen Kunden unterscheiden.
…
Man sollte Stundensätze und Tagessätze parat haben und wissen was sie beinhalten.
Umsatzsteuer / Mehrwertsteuer natürlich auch berücksichtigen.
…
Stundensatz / Tagessatz
Nutzungsrechte gehen separat. Alle Preise zzgl. 19% Mwst.
private Fotografie
Stundensatz : 100 bis 150 Euro pro Stunde
Tagessatz 8h (8:00 - 12:00) : 800 - 1.200 Euro
gewerbliche Fotografie
Im Preis enthalten sind die Bedarfsermittlung und Beratung, die zielorientierte Konzeption mit zwei bis drei Beispielen und Scribbles sowie die Vorauswahlen und Nachbesprechungen.
Stundensatz aussen: 180 Euro
Stundensatz Studio: 100 Euro
Tagessatz: 1500 Euro
Retusche ab 25 Euro
Nutzungsrecht ab 50 Euro
Releases / Nutzungsrechte
Bei den Releases / Nutzungsrechten könnte man Unterscheiden zwischen:
Internet (Social Media, Webseite, …)
Druckwerk (Zeitung, Katalog, Buch, Plakat, …)
…
Ort, Zeitraum, Auflage, Verbreitungskanal, …
Die Nutzungsrechte sollte man sehr präzise formulieren, damit man nachher ggfs. gegen Missbrauch vorgehen kann.
Grobe Richtlinie nach MFM Liste
halbe Honorarhöhe, die zur Erstellung des Bildes dem Kunden berechnet wurde: Einfache Nutzung, regionales Medium, begrenzte Nutzungsdauer (1Jahr), kleine Auflage bzw. Verbreitung. Anmerkung: ich würde hier zwischen Print und Internet unterscheiden. Internet hat eigentlich immer eine große Verbreitung… oder das halt an den Zugriffszahlen fest machen?
volle Honorarhöhe, die zur Erstellung des Bildes dem Kunden berechnet wurde: Einfache Nutzung, deutschlandweit, ein Jahr, große Auflage bzw. Verbreitung.
volle bis dreifache Honorarhöhe: Ausschliessliche Nutzung, zeitlich, räumlich, inhaltlich unbegrenzt.
Hier gibt es sicher noch andere Szenarien, die Einfluss auf den Preis haben sollten. Im Gewerblichen kann es zB. auch passieren das der Kunde die RAWs mitnimmt. Man fotografiert also nur, und gibt die Speicherkarten ab.
Veröffentlichungshonorare Fotografengewerbe Österreich
Mit dem online “Honorarrechner” vom Rechtsschutzverband für Österreichische Fotografen lässt sich auch für Deutschland eine weitere Abschätzung vornehmen:
- rsv-fotografen.at/rechner/ - Honorarrechner