Vorbemerkungen
“Remember: The early bird gets the worm, but the second mouse gets the cheese!” (unbekannter Autor)
„Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist wenig im Vergleich zu dem was in uns liegt. Wenn wir das nach außen dringen lassen, geschehen Wunder.“ (Henry David Thoreau)
Was ist KursbuchSV?
KursbuchSV erfindet nichts neues. Alles was hier geschrieben steht, kannst Du so oder so ähnlicher Form tausendfach irgendwo auf der Welt wiederfinden. Wenn überhaupt liegt das Besondere an dieser Unterlage in der Art der Zusammenstellung der Informationen, der Inhalt geht mehr in die Breite als in die Tiefe. Wenn Du einen tieferen Einblick in bestimme Fachgebiete benötigst musst Du dir entsprechende Fachliteratur besorgen. Anknüpfungspunkte dazu findest Du im Anhang.
Für wen ist dieses Kursbuch überhaupt? In erster Linie habe ich das Kursbuch für mich selber niedergeschrieben, um Klarheit und Struktur in meine Unterlagen, und damit auch in mein Wissen und meine Arbeit zu bringen. Ein weiterer Auslöser war die Idee, den Kursteilnehmern eine Unterlage an die Hand zu geben, anhand der sie die Inhalte des Kurses reflektieren konnten, und sie darüber hinaus mit Zusatzinformationen zu versorgen. Danach erweiterte sich der Kreis auf alle anderen interessierten Laien, denen ich mit diesem Niederschrieb einen Überblick über den gesamten Themenkreis liefern kann. Ich musste auch immer wieder feststellen das Spezialisten für Kampfkunst/sport keine Ahnung von Prävention und Deeskalation hatten, und Präventions- Deeskalations- Antigewalt-Spezialisten nix mit Kampfkunst und Selbstverteidigung anfangen konnten. Auch hier kann das Dokument informieren. Das sind die Gründe dafür, warum der Inhalt mittlerweile über das was in meinen Kursen vermittelt wird, weit hinausgeht. Nicht alle Themen werden in allen Kursen, bzw. in dem hier dargelegten Umfang angesprochen. Das Kursbuch lässt sich grob ist in vier Abschnitte aufteilen, die im folgenden beschrieben werden.
KursbuchSV entsteht aus einem großen, über die Jahre angewachsenen, Haufen Zettel und Notizen, laufend gemachten eigenen Erfahrungen und den Erfahrungen anderer Mitmenschen. Ziel des Kursbuches ist es Dich als interessierten Laien in die Welt der Selbstverteidigung einzuführen. Ich versuche dabei alle Aspekte gebührend auszuleuchten. KursbuchSV vermittelt Basiswissen zu den Themen:
- Prävention
- Deeskalation
- Selbstbehauptung
- Kommunikationstechnik
- Körpersprache
- Waffentechnik (Schusswaffen)
- Kampftechniken mit (Hieb, Stich und Schusswaffen) und ohne Waffen gegen bewaffnete oder unbewaffnete Angreifer
- Anatomie, Biomechanik
- Lehrmethodik, Lernmethodik
- Kampfkunstarten
- Fitness
- Recht
- Hunde
- Marketing
und vieles mehr.
Alles was hier geschrieben steht, kannst Du in so oder so ähnlicher Form tausendfach irgendwo auf der Welt wiederfinden. Wenn überhaupt liegt das Besondere an dieser Unterlage in der Art der Zusammenstellung der Informationen, der Inhalt geht mehr in die Breite als in die Tiefe. Wenn Du einen tieferen Einblick in bestimme Fachgebiete benötigst musst Du dir entsprechende Fachliteratur besorgen. Anknüpfungspunkte dazu findest Du im Anhang.
Hinweis
Lieber Leser*innen. Es hat mich eine unglaublichen Haufen Zeit gekostet all dies zu lernen, aufzuschreiben, zu strukturieren, und die Arbeit ist noch lange nicht vorbei. Dieses Dokument ist und bleibt kostenlos, ich bitte dich aber mein Copyright zu akzeptieren und zu respektieren. Ich danke dir - Carsten
Ich bin für konstruktive Kritik offen. Das Kursbuch ist, und wird immer kostenlos sein! Ich verfolge keinerlei kommerzielle Interessen. Dafür bitte ich aber auch um Nachsicht wenn es noch etwas dauert bis es wirklich fertig ist. Der Hinweis (siehe nächste Auflage) deutet an, das an dieser Stelle noch schwerstens gearbeitet wird.
Ein Wort vorab
Kern der Selbstverteidigung ist der Wille für die eigenen Rechte einzustehen. Sich selbst verteidigen bedeutet die „Opferrolle“ abzulegen, und Respekt einzufordern.
„Bei einem Kampf kommt es nicht auf die Größe des Hundes an, sondern auf die Größe des Kampfes im Hund.“ (Unbekannter Trainer für Kampfhunde)
- Selbstbehauptung bzw. Selbstverteidigung ist eine Sache der Entschlossenheit und der inneren Einstellung!
- Ich sorge für mich!
- Ich übernehme Verantwortung für mich und mein Leben!
- Der Kopf ist meine stärkste Waffe!!!**
Die folgenden 5 Regeln sind der Schlüssel zu allem:
- Ich Informiere mich
- Ich nehme wahr, was ist
- Ich treffe eine Entscheidung
- Ich mache mir einen Plan
- Ich bin konsequent
Diese Unterlage soll dich dabei unterstützen.
Kein Bock Opfer zu sein? Du willst Dich verteidigen?
Dann mach dich auf etwas gefasst!
Der Angreifer ist nämlich in der Regel ein mieses Schwein1, das keine Skrupel und kein Mitleid kennt, das keinen Respekt vor dir hat, und dem es scheiß egal ist ob du dabei verreckst.
Unterläuft dir bei deiner Verteidigung der kleinste Fehler, wird dich der Angreifer vernichten. Das kannst Du ruhig wörtlich nehmen, zumindest wird deine Existenz fortan nicht mehr dieselbe sein. Du wirst keine 2. Chance bekommen.
Sei auf alles gefasst. Rechne mit dem schlimmsten…
Das gilt auch, und vor allem wenn Du einem Dritten de eskalierend zu Hilfe eilst. Deine Verteidigung muss den Angreifer außer Gefecht setzen. Zur Not ist es besser sich vor Gericht verantworten zu müssen, als sein Leben lang verkrüppelt zu sein, oder sogar das Leben zu verlieren.
Deine Chance?
Jeder Mensch hat dieselbe Geometrie, und im wesentlichen zwei Arme und zwei Beine als Angriffswaffen. Es gibt daher nur endlich viele Varianten2 einen Angriff zu starten. Du benötigst trotzdem - oder gerade deswegen - nur wenig Techniken um dich grundlegend wirkungsvoll zu verteidigen. Was Du dringend neben den eigentlichen Selbstverteidigungstechniken benötigst:
Einen unbedingten Willen, Schauspielkunst, Selbstvertrauen, und Kontrolle über deine Angst, denn keine Situation gleicht der anderen. Eine gewisse körperliche Fitness wäre auch nicht schlecht. Auf den Ernstfall kann man sich sowieso nicht wirklich vorbereiten, vor allem wenn man noch nie einen erlebt hat - was ja eigentlich auch gut so ist. Und noch etwas. Es wird momentan viel für Zivilcourage geworben. Dazu werden auch entsprechende De Eskalationskurse angeboten.
Für mich gehört Prävention, De Eskalation und effektive Selbstverteidigungstechniken zusammen. Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz, und finde, das Eine ist ohne das Andere unvollständig. Viele Institutionen zB. Streitschlichter an Schulen glauben mit Worten alles Regeln zu können, und verzichten auf den Aspekt der körperlichen Selbstverteidigung. Sie wollen sich ja nicht „prügeln“, und es soll auch nicht der Eindruck erweckt werden, das es eine Option gibt einen Streit mit Gewalt beenden zu wollen. Das ist ehrenhaft, und für diese Gruppe auch richtig (Zum Beispiel die Schulscouts: schulscouts.de ). Andere Berufsgruppen (zB. Türsteher ) wiederum setzten primär auf die körperliche Verteidigungsfähigkeit und Abschreckung. Der Auftritt signalisiert schon: „Mit dem lege ich mich besser nicht an“. Auch dieses Verhalten hat seine Berechtigung. Beide Gruppen haben einfach unterschiedliche Ansätze mit „Krisensituationen“ umzugehen. Ein dritten Dritten Aspekt bringen aber Privatpersonen mit, die sich täglich durch den Dschungel dieser Welt bewegen müssen, sich nicht beruflich mit Gewalt auseinander setzen, die nicht in permanenter Alarmbereitschaft „durchgeladen und entsichert“ herumlaufen, sondern ihr Tagwerk möglichst entspannt verrichten wollen. Bis es dann eben passiert…
Du bemerkst in der Bahn, das ein Mitbürger von ein paar Typen bedrängt wird. Im De Eskalationstraining hast Du gelernt selbstcouragiert dazwischen zu gehen, und so tust Du es auch hier. Doch was machen die Typen? Die verhalten sich vielleicht gar nicht so wie in dem Kurs… Einer kommt auf dich zu, hält sich an den unter dem Wagendach verlaufenden Handläufen fest, und schwingt urplötzlich und ansatzlos seine Füße in dein Gesicht. Du wachst nach einigen Tagen im künstlichen Koma mit schwersten Frakturen im Gesicht im Krankenhaus auf. Das den Typ dein Gelaber nicht interessiert, und das er dich urplötzlich und hinterlistig zu Muß3 haut, darauf hat Dich leider niemand vorbereitet.
So wichtig Zivilcourage ist, du musst immer zusehen das Du bei allen was Du tust geschützt bist. Du mußt immer einen Trumpf im Ärmel haben. De Eskalation kann versagen. Deine Selbstverteidigung darf nicht versagen! In diesem Fall wäre es vielleicht besser gewesen, wenn Du zum Beispiel über dein Smartphone die Polizei verständigt hättest.
Noch ein Wort vorab
Eine paar schlechte Nachrichten gleich vorneweg: Eine hundertprozentige Selbstverteidigung gibt es nicht. Wenn Du kämpfst, kannst und wirst Du auch verletzt werden - Richte dich darauf ein.
Jeder Kampf, dem Du aus dem Weg gehen konntest, ist demnach ein gewonnener Kampf. Kämpfen ist immer nur das allerletzte Mittel um Deine Haut zu retten. Deshalb sollten einem guten SV-Kurs Präventivmaßnahmen genauso besprochen und geübt werden, wie Techniken und Verhaltensregeln für den Kampf.
Es sind nicht viele Techniken notwendig um sich effektiv selbst zu verteidigen. Diese müssen aber soweit automatisiert werden, das sie im Ernstfall reflexartig ausgeführt werden, auch wenn Dir der Schock des Angriffs noch in den Gliedern sitzt. Ein zeitlich begrenzter Kurs reicht dazu sicherlich nicht aus. Selbiges gilt auch für die Stärkung des Selbstwertgefühls. Ein solcher Kurs kann dir eine Idee liefern, deine Wahrnehmung für kritische Situationen schärfen, aber letztlich nur der Anfang eines Entwicklungsprozesses sein.
Neben der Technik, kommt es auf den Kampfeswillen an. Ohne den nutzt die ganze Technik nichts. Deshalb muss es auch Ziel des Kurses sein entsprechende Hemmungen abzubauen, ohne das der Aspekt der Verhältnismäßigkeit der Mittel unberücksichtigt bleibt.
Auf ein Wort: Kampfkunst und Kino
Vergiss alles was Du aus Fernsehen oder Kinofilmen an Martialarts kennst. Erst steckt der Held viele Minuten lang Schläge ein, die dich auf der Straße umbringen würden, dann berappelt er sich, und besiegt letztlich nach langem hin und her den oder die Feinde, wegen seinen überlegenen, akrobatisch meisterlichen Kampfkunst. Wenn Du wirklich glaubst, das all das etwas mit der Realität auf der Straße zu tun hat, dann muss ich dir jetzt aufs brutalste diese Illusion rauben. Wenn Dir das klar ist, kannst Du dir sparen den Rest der Seite zu lesen.
Die Kampfszenen folgen einem Drehbuch, die Bewegungen sind extra so ausgelegt, das Du als Zuschauer etwas erkennen kannst, und gut unterhalten wirst. Die Kämpfe werden aus vielen Einzelsequenzen zusammengesetzt. Dank Drähten, und Computeranimation mutiert auch der letzte teilbegabte Schauspieler zum Superkampfsportler, wahrscheinlich zum Leidwesen der wenigen echten Kampfkünstler die sich im Filmbusiness tummeln. Es macht Spaß Martialarts Filme anzuschauen, sich unterhalten zu lassen, und zu analysieren, mehr nicht! Wenn Du versuchst die Kinotechniken auf die Straße zu übertragen, wirst Du schmerzhafte Erfahrungen sammeln. Der Kampf auf der Straße ist kurz, hart, blutig, ohne Gnade, und leider immer häufiger ohne Ethik und Moral - wenn Du Pech hast wird der Angreifer nicht aufhören Dich zu bearbeiten, auch wenn Du schon wehrlos/bewusstlos auf dem Boden liegst. Der menschliche Körper ist zwar recht leidensfähig, hält aber trotzdem relativ wenig aus, und lässt sich mit ziemlich wenig Aufwand schwer beschädigen.
Haftungsausschluss
Es sei hier gesagt, obwohl es doch eigentlich selbstverständlich sein sollte. Ich übernehme keinerlei Haftung für Schäden die Dir oder anderen zugefügt werden, wenn Du die hier dargelegten Techniken und Strategien anwendest. Ich garantiere auch nicht für die Vollständigkeit und Fehlerfreiheit der enthaltenen Informationen. Du wendest alle Techniken, Strategien und sonstigen Informationen auf eigene Verantwortung und eigene Gefahr an. Kämpfen lernst Du am besten in einer Schule oder in einem Verein, unter Aufsicht eines fachkundigen Übungsleiters oder Trainers.
Besten Dank auch an …
„If I have seen further, it is by standing on the shoulders of giants.“ (Isaac Newton)
An dieser Stelle möchte ich an alle ein fettes Danke richten, die mich bei der Erstellung dieser Kursunterlagen direkt oder indirekt unterstützt haben - und es noch tun, oder tun werden - insbesondere und ohne Wertung in der Reihenfolge seien genannt:
Alle Kursteilnehmer (bitte: immer männlich und weiblich), die durch ihre kritischen Fragen und Vorschläge einen ganzen Teil zu den Inhalten beigetragen haben. Meine vielen Lehrer (Herbert Aschmies - Judo, Jürgen Neu -Tae-Kwon Do, Heinz Metzen - Judo, Gerd Hilden - Judo, Alfred Geuer - Judo/Jiu Jitsu, Hans-Gerd Schimmels - Judo/Jiu Jitsu/Goshin Jitsu, Sifu Georg Tsikolas - Wing Tsun/Escrima, Sihing Horst Wehrhahn - Wing Tsun, Sifu Dirk Peffekoven - Wing Tsun, Thomas Thelen - Escrima, uva.), und meine unzähligen Trainings/Sparringspartner. Euch verdanke ich einen Großteil meines Wissen, und meiner Erfahrungen. Das Team des Judo Club Kiän-Sue Bergisch Gladbach e.V., der Ju Jutsu Abteilung des TV-Refrath, der Ju-Jutsu Abteilung des TV-Dellbrück, des J.C. Yamanashi Porz, der WT Akademie Sifu Georg Tsikolas (Gummerbach), und der WT Schule Sifu Dirk Peffekoven (Overath). Das Team vom TA-Fitness Club, in deren Räumen der Kurs einige Zeit stattfand, insbesondere Kai Meding (War schön bei Euch). Sowie meiner Familie und meinen Freunden für die viele aufgebrachte Geduld.
Carsten Nichte, Bergisch Gladbach 1998 - 2010
Genug der Vorworte. Auf in den Kampf…
Der Angreifer, Aggressor, Schläger oder einfach nur mies gelaunte Typ wird das wahrscheinlich anders sehen. ↩︎
Das ist allerdings etwas anders, wenn Hilfsmittel - Waffen, Gegenstände und die Umgebung geschickt einbezogen werden. ↩︎
Das Digitale Wörterbuch http://www.dwds.de/cgi-bin/portalL.pl?search=Mus sagt dazu: Das Mus, das; -es, -e breiartige Speise: M. zubereiten, kochen, rühren, löffeln, essen; aus Kartoffeln, Äpfeln M. machen; d. Schüssel, Gebäck mit M. füllen; die Klöße sind zu M. geworden (sind völlig zerkocht); /übertr./ salopp jmdn. zu M. machen, zerdrücken, zerquetschen (jmdn. arg zurichten) dazu Apfel-, Erbs-, Kartoffel-, Pflaumenmus ↩︎