Special - Kursplanung & Durchführung
Dieses Special ist für Dich interessant, wenn Du selbst einen Kurs durchführen möchtest. Hier findest Du Informationen über eventuelle Zielgruppen, lernst etwas über Gruppendynamik, Lehrmethodik, Führungsstil und Stundenaufbau. Dieses Kapitel könnte auch interessant für Dich sein, wenn Du einen besuchten Kurs bewerten willst.
Zielgruppenbetrachtung
Wenn Du selbst einen Kurs durchführen willst, solltest Du dir zunächst über deine Zielgruppe Gedanken machen. Für jede der Zielgruppen gelten andere Maßstäbe bei der Anwendung der SV-Instrumente. Es ist klar, das die geistige und körperliche Entwicklung jedes einzelnen individuell und unterschiedlich fortschreitet. Die Grenzen der Altersstufen sind dementsprechend willkürlich eingeteilt, und fließend.
Körperliche & geistige Einschränkungen
Jeder Mensch kann (und ist wahrscheinlich auch), unabhängig von der unten genannten Gruppenzugehörigkeit, mehr oder weniger körperlichen und/oder geistigen Einschränkungen unterworfen sein. Ich möchte hier ausdrücklich nicht von Behinderungen sprechen, und auch nicht zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen unterscheiden. Eine Verkrümmung der Wirbelsäule oder Meniskusschaden ist genauso als Einschränkung zu bewerten, wie ein fehlender Arm, eine Querschnittslähmung, spastische Lähmungen, das Down-Syndrom (oder eben alles was wir landläufig als geistige oder körperliche Behinderung bezeichnen), die Fähigkeit Informationen zu verarbeiten, diese in Aktionen umzusetzen etc.
Ich möchte hier die These wagen, das sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten, selbst verteidigen kann (Unter Berücksichtigung der weiter unten gemachten gruppenspezifischen Aussagen). Diese Aussage beinhaltet aber auch das Wort „Individualität“. Die Form der Selbstverteidigung ist so viel artig wie es verschiedene Menschen gibt. Daraus resultiert, das jeder Mensch unabhängig von grundlegenden universellen Strategien und Techniken ein individuelles Trainingskonzept benötigt. Es ist die Aufgabe des Übungsleiters / Trainers (wenn Du willst auch Übungsleiterin/Trainerin) für Dich ein individuelles Trainingskonzept zu erstellen, und auf persönlichen Handicaps einzugehen.
Kinder
Kinder im Alter zwischen sechs (und niedriger) und zwölf Jahren sind schon rein körperlich nicht in der Lage sich gegen gewalttätige Übergriffe Erwachsener zur Wehr zu setzen. Bis zu neun Jahren nehmen Sie Ihre Umwelt anders wahr. Um nur einige Beispiele zu nennen: Durch ihre geringe Körpergröße ist der Blickwinkel ca. 1/3 kleiner als bei Erwachsenen, durch Ihren großen Bewegungsdrang handeln sie oft spontan und unberechenbar, ihre Konzentrationsfähigkeit ist noch sehr begrenzt, sie sind beeinflussbar dh. anfällig gegen verbale Überredungskünste. Das lässt ein erlernen von SV Techniken zunächst nicht sinnvoll erscheinen. Statt dessen sollte der Schwerpunkt auf Präventivmaßnahmen wie Aufklärung und Verhaltenstraining liegen, um so auch ihre soziale Kompetenz zu stärken. Bei Kindern kann man sich nur auf eins verlassen, nämlich das man sich auf nichts verlassen kann. Wir können unseren Kindern bestimmte Verhaltensweisen noch so antrainieren, in bestimmten Situationen werden Sie alles vergessen was sie „gelernt“ haben. Jeder kennt das Bild von dem Kind das hinter dem Ball her rennt, der gerade auf die Straße rollt, während sich ein Auto nähert…. Deswegen wird es unter Umständen doch mit dem „bösen Mann“ mitgehen, wenn er eine Sammelkarte oder ein Eis verspricht. Das sollte aber kein Grund sein dem Kind dieses Training vorzuenthalten. Kinder müssen sich aber auch oft gegen Kinder der gleichen Alterstufe behaupten. Erpressung und Machtspiele zwischen Kindern beginnen heutzutage schon im Kindergarten und in der Grundschule, und sind gerade auch in sozialen Brennpunkten an der Tagesordnung. Die Übergriffe werden mit immer größerer Brutalität durchgeführt, oft kommen dabei auch Gegenstände, oder sogar Hieb und Stichwaffen zum Einsatz, oft auch Gaspistolen. Durch die Anwendung von De Eskalationsstrategien und SV-Techniken können Kinder lernen, sich gegen annähernd Gleichaltrige zu behaupten. Alles zusammen trägt auch zur Stärkung des Selbstbewusstseins bei, und somit (wesentlich) zur Prävention.
- Weiterführendes zum Thema findest Du im Kapitel..
Viele Kinder haben große Defizite in ihrer eigenen Körperwahrnehmung, und in der Wahrnehmung ihrer Umwelt. Die gängigsten Defizite solltest Du als Übungsleiter/Trainer kennen, und die Eltern gegebenenfalls darauf Aufmerksam machen. Diese Kinder sollten im Untericht speziell gefördert werden.
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADS, ADHS)
Kinder mit ADHS sind hyperaktiv und können sich nicht lange auf eine Aufgabe konzentrieren. Im Unterricht werden sie als Störenfriede wahrgenommen. ADHS setzt aber auch positive Energien frei. Sie kann auch eine Quelle sprühender Kreativität sein.
Symptome im Kindergartenalter
- Gruppenunfähigkeit und Störverhalten ⇒ Außenseiterrolle
- Ständiges Herumzappeln und Dazwischenreden im Stuhlkreis
- Starker Bewegungsdrang gefährdet diese Kinder und Unbeteiligte
- Kein Gefahrenbewusstsein
- Kein Lernzuwachs durch negative Erfahrungen
Symptome in der Schulzeit
- Symptome des HKS treten voll zu Tage
- Einfügen in die Gruppe/Klasse sehr erschwert
- Die Kinder schlagen häufig und werden geschlagen
- 85% der Schulwegunfälle
Symptome im Jugendalter
- Die motorischen Symptome der Hyperaktivität gehen zurück
- Impulsivität und verminderte Aufmerksamkeit bleiben erhalten
- Orientierung an sozialen Randgruppen
- Risiko, eine Suchtbereitschaft zu entwickeln
- Bereitschaft zum Hochrisikoverhalten
- Häufige Unfälle
Durch häufige Misserfolge im sozialen und schulischen Bereich und durch Konflikte mit Gleichaltrigen wie auch zu Hause entwickeln sie nicht selten folgende Begleiterkrankungen:
- ADS Kinder sind häufig aggressiv, und können ihr Verhalten nur sehr schwer steuern. Sie sind nicht mit Absicht aggressiv, sondern ihre Gefühle fahren „Achterbahn“ und es ist ihnen im Moment der Wut nicht möglich auf die „innere Bremse“ zu treten.
- Diese Kinder leiden an einem sich ständig verschlechternden Selbstwertgefühl, das oft mit wiederholtem Scheitern einhergeht, sodas sie unter Depressionen leiden können.
- Sie haben Angststörungen.Wenn Intensität und Dauer der Ängste nicht mehr im Verhältnis zur Ursache stehen spricht man von Angststörungen.
- Koordinationsstörungen. Die Umsetzung von Befehlen aus dem Gehirn durch die Muskeln ist beeinträchtigt.
- Lernstörungen. Bei Kindern mit ADS zeigt sich häufiger eine Lese-Rechtschreib- und eine Rechenschwäche als bei Kinder ohne.
Umgang als Übungsleiter
Wie gehst Du als Übungsleiter am besten mit solchen Kindern um?
Nicht alles was wie ADS aussieht ist es auch. Führe keine Selbstdiagnose durch! Es gibt zuviele ähnliche Auffälligkeiten bei Kindern, die ganz unterschiedliche Ursachen haben können. Rede mit den Eltern über deine Beobachtungen, und tausche dich mit Ihnen aus ohne belehrend zu wirken. Schick sie falls nötig zu einem Facharzt. Vergewissere dich, dass das Seh- und Hörvermögen der Kinder in Ordnung ist, und ob andere medizinische Probleme bekannt sind.
Im Unterricht hast Du das Problem das diese Kinder Unruhe stiften. Ein ADS Kind erfordert deine Aufmerksamkeit wie für drei „normale“ Kinder. Die anderen Kinder der Gruppe wollen oft nicht mit ADS Kindern zusammen üben. Als Trainer kannst Du folgenden Leitfaden zur Arbeit mit ADS auffälligen Kindern verwenden:
- Lobe gewünschtes Verhalten so schnell wie möglich.
- Ignoriere Störverhalten, bis zur persönlichen Schmerzgrenze (finde ich nicht so gut).
- Reduziere Ermahnungen und verbale Korrekturen.
- Tadel kann auch eine lohnende Aufmerksamkeit sein, wenn es ohnehin nicht viel Lob erhält. Dann fühlt es sich zumindest bemerkt.
- Wettkampfsituationen und leistungsbezogene Spiele sind für Kinder mit ADS geeignet. Sie können nur schlecht mit Enttäuschungen umgehen. Sie bringen die nötige Leistung nicht, und wären doch so gern Erster. Lass sie teilnehmen, aber rechne mit einer entsprechenden Reaktion, bzw. sorge für positive Ergebnisse. Lass es gegen leistungsmäßig gleichwertige, oder etwas schwächere Gegner antreten, bei Wettkämpfen die Kommandos geben, Schiedsrichter spielen, etc.
- Bleib ruhig, wenn ein ADS Kind sehr erregt ist. Bleib in der Nähe ohne bedrohlich zu wirken. Manchmal hilft ein flüchtiger Körperkontakt, z.B. die Hand kurz auf die Schulter legen. Zeige dem Kind, dass du seine Situation und seine Gefühle verstanden hast.
- Unterbinde weitere Auseinandersetzungen mit Mitschülern in dieser Situation und achte darauf, dass das Kind nicht als Looser aus dieser Situation herausgeht.
- Stört das Kind gönne ihm Bewegung, und gib ihm zpezielle Aufgaben. Manchmal hilft es, wenn das Kind z.B. Pratzen oder anderes Trainingsgerät holt.
- Lass es an einer anderen Übung weiterarbeiten, damit es sich wieder fangen kann und die Kontrolle über sich wiedererlangt.
- Wenn die Situation außer Kontrolle gerät, bringst Du das Kind an einen ruhigen Ort, den es kennt und von dem es weiß, dass er als Hilfe für Notfälle gedacht ist und nicht als Strafe.
Trainingsformen für Kinder
Trainingsformen für Kinder
Rollenspiele um das Verhalten zu trainieren. Spielerische Formen des Kampfsports (zum Beispiel Kindgerechtes Judo)
Jugendliche
Jugendliche, grob in die Altersstufe zwischen zwölf und achtzehn Jahren eingeteilt, haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Kinder, was ihre Gefährdung angeht. Ein Selbstverteidigungstraining ist ab 10 Jahren aber sinnvoll.
Trainingsformen für Jugendliche
Präventions- und De Eskalationstraining angepasst auf die Zielgruppe. Kampfsport, zum Beispiel Aikido, Judo, Taekwondo, Karate, Wu Shu (Wing Tsun), oder Ju Jutsu, Thai-/Kickboxen, Wen Do, und so weiter - was eben so Spaß macht. Siehe auch „.“ab Seite 1.
Erwachsene
Für diese Gruppe der Achtzehn- bis Sechzigjährigen gibt es eigentlich keine Einschränkungen.
Trainingsformen für Erwachsene
Das volle Programm! Empfehlenswert ist Wing Tsun auch für Späteinsteiger, aufgrund seiner Effektivität. Frauen sollten zusätzlich zur Ausübung des Kampfsports ihrer Wahl auch spezielle Frauen SV-Kurse besuchen. Nur ein Kurs reicht nicht, nur mehrjähriges regelmäßiges Training bringt´s!!
Senioren
In die Schublade stecke ich alle Menschen ab fünfzig Jahre aufwärts. Die Einschränkungen betreffen zunächst die körperlichen Fähigkeiten, wie nachlassende Kraft und Beweglichkeit. Es gelten die gleichen Trainingsformen wie für Erwachsene. Einen Überblick über die populärsten Kampfkunst/sportarten und Ihre Bedeutung für die Selbstverteidigung
Gruppenprozesse, -dynamik, -führung
Als Übungsleiter wirst Du es in der Regel mit einer Gruppe1 von Personen zu tun bekommen, die von Dir etwas lernen wollen. Kindern kommen oft zunächst nicht freiwillig, sondern werden von ihren Eltern „motiviert“. Es ist Deine Aufgabe die Gruppe zum Ziel zu führen. Es ist wichtig für Dich einige Dinge über die Dynamik von Gruppen zu wissen. Was ist der Unterschied zwischen einer einfachen Menge von Personen und einer Gruppe? Eine Gruppe besteht aus einer überschaubaren Zahl von Personen, die ein gemeinsames Ziel (Absicht, Interesse) verfolgt, und bestimmte Strukturen und Rollen aufweist. Darüber hinaus erkennst Du eine Gruppe oftmals auch an
- bestimmten gemeinsamen Ritualen,
- internem Geheimwissen, das nicht nach außen dringen darf,
- einer Abgrenzung durch die Art der Kleidung, bestimmte Gesten, oä.
- diskriminierendem unterscheiden zwischen der eigenen und anderen Gruppen - der eigenen Gruppe werden positivere Eigenschaften zugeschrieben, als der Anderen.
Eine Gruppe muss sich zunächst finden. Dieser Findungsprozeß läuft in vier Phasen ab.
- Formierungs- und Orientierungsphase
- Sturm- oder Differenzierungsphase
- Normierungs- und Integrationsphase
- Leistungs- und Reifepase
Es werden sich Cliquen, bzw. Koalitionen bilden, und sich eine Hackordnung einstellen. In den meisten Gruppen findest Du mindestens eine Person mit den Merkmalen Gruppenkasper, Außenseiter, Konfliktvermeider, Aufwiegler, Schwätzer und Besserwisser. Meist bildet sich in der Gruppe eine oder mehrere Personen heraus, die in der Gruppe eine informelle-, vermittelnde- oder Meinungsführerschaft übernehmen. Die Anwesenheit fremder Personen (zum Beispiel Zuschauer) kann entweder hemmend oder förderlich auf die Gruppenmotivation wirken. Wenn sich Deine Gruppe voll mit dem zu erreichenden Ziel identifiziert – es damit zum gemeinsamen Gruppenziel macht – und darüber hinaus zusammen selbstständig Strategien zur Realisierung dieses Ziels entwickelt, dann hast Du es mit einer besonders motivierten Gruppe zu tun, und alle werden am Ende des Kurses zufrieden sein. Die Gruppe gibt den Teilnehmern eine Identität und einen Sinn. Es entsteht ein großer Gruppenzusammenhalt und ein „Wir“ Gefühl, das vertrauen stiftet. Die Teilnehmer haben den Eindruck durch gemeinsame Anstrengungen auch schwierigste Probleme lösen zu können. Die Mitglieder der Gruppe werden sich gegenseitig durch Rat, Taten und auch emotional unterstützen. Die Arbeit in einer Gruppe wirkt motivierend auf die einzelnen Teilnehmer. Hohe Leistungen werden von der Gruppe honoriert, während geringe Leistungen negativ bewertet werden. Der so entstehende Gruppendruck bewirkt oftmals das jeder über sich hinaus wächst, oder zu mindestens mehr leistet, als er alleine zustande gebracht hätte. Meist ziehen alle Teilnehmer eines Kurses an einem Strang. Sie besuchen Deinen Kurs ja aus eigenem Antrieb, sie haben den Kurs selbst bezahlt, und sind deshalb auch gut motiviert. Anders sieht es aus, wenn Du Personen in der Gruppe hast, die nicht freiwillig an dem Kurs teilnehmen. Das können schon mal Kinder und Jugendliche sein, die von Ihren Eltern genötigt wurden Deinen Kurs zu besuchen. Ein solcher „Karpfen“ im Teich, kann Deine ganze Gruppe versauen. Noch etwas solltest Du wissen:
- Gruppen neigen dazu dem ersten Vorschlag, den jemand macht, unreflektiert zuzustimmen.
- Je mehr Personen mit einem Problem konfrontiert werden, um so weniger fühlen sie sich persönlich angesprochen. Jeder denkt sich das irgend einer der Teilnehmer, oder der Übungsleiter selbst die Sache schon in die Hand nehmen wird.
Lehrmethodik
In diesem Abschnitt lernst Du wie die Teilnehmer lernen, in welcher Form und mit welchen Methoden Du dein Wissen den Kursteilnehmern nahe bringen kannst.
Motorisches Lernen
Üben heißt wiederholen. Du erlernst Techniken und Kombinationen durch ständiges wiederholen. Die so gesammelte Bewegungserfahrung führt zu einer relativ dauerhaften Veränderung des motorischen Verhaltens. Bereits erworbene Bewegungserfahrungen werden durch weiteres wiederholen bis zum traumhaft sicheren Beherrschen ein geübt, dabei wird ganz nebenbei auch die allgemeine sportliche Leistungsfähigkeit verbessert. Unter dem Begriff Motorik versteht der Experte die Gesamtheit aller Steuerungs- und Funktionsprozesse, die einer zielgerichteten und willkürlichen Bewegungshandlung zugrunde liegen. Du lernst, indem der Trainer/Übungsleiter eine Vorgabe macht. Du schaust Sie dir ab, und ahmst sie nach. Durch ständige Korrektur durch den Trainer, oder später auch durch dich selbst oder deinen Trainingspartner, erfährt deine Technik eine kontinuierliche Verbesserung.
Vermittlungsformen
Jetzt weist Du wie die Kursteilnehmer lernen. Um Ihnen etwas beibringen zu können benötigst Du einige Vermittlungstechniken. Du hast folgende Möglichkeiten dein Wissen an die Teilnehmer weiterzugeben. In der Praxis wirst Du diese Methoden kombiniert einsetzen.
Verbal
Durch Bewegungsbeschreibungen, - erklärungen
In dem Du Bewegungsaufgaben stellst
Du gibst Bewegungsanweisungen
Optisch
Du kannst den Bewegungsablauf vormachen, oder durch einen Teilnehmer vormachen lassen. Durch Zeichnungen kannst Du zusätzlich theoretische Grundlagen/Sachverhalte verdeutlichen. Der schlechtere Weg sind die alleinige Verwendung von schriftlichen Beschreibungen, Filmen, Videos, oder Bilderserien. Dieses Material würde ich immer nur als zusätzliches Material aushändigen, als Reflektions und Gedächtnisstütze für zu Hause.
Taktil
Du kannst deinen Schülern durch Hilfestellung oder führen der korrekten Bewegung eine Technik nahe bringen.
Akustisch
Bewegungsrhythmen kannst Du auf akustischem Wege zum Beispiel durch Musik (live, oder aus der „Konserve“), Klatschen, rhythmisches Begleiten mit Sprache, an Mann oder die Frau bringen. Musik eignet sich auch gut für drillartiges einprägen von Techniken.
Lehrmethoden
Nachdem Du dich entschieden hast in welcher Form du dein Wissen vermitteln willst, benötigst Du noch eine Lehrmethode. Folgende Methoden stehen Dir zur Verfügung.
Deduktive Lehrmethode
Du gibst Du das zu Übende vor, und die Gruppe trainiert das Gezeigte. Dieses Vorgehen ist sinnvoll bei Anfängergruppen, und neu eingeführten Techniken.
Induktive Lehrmethode
Du gibst eine Technik vor, die Teilnehmer sollen sich selbstständig eine Kombination dazu erarbeiten und diese dann trainieren. Diese Methode eignet sich für fortgeschrittene Gruppen, und bei bekannten Techniken.
Lernmethoden
Bei der Teillehrmethode teilst Du die Übung in Abschnitte auf, die isoliert trainiert und im Anschluss wieder zusammengefügt werden. Dieses Verfahren ist angebracht um komplexe Bewegungsabläufe und Kombinationen zu üben.
Bei der Lernmethode/Drillmethode steht die Vermittlung der Technik im Vordergrund. Diese wird solange fortlaufend wiederholt, bis der Schüler sie beherrscht. Mit dieser Lernmethode wird der Schüler die Technik schnell erlernen, es wird aber keine Rücksicht auf seine Individualität genommen. Er übernimmt praktisch keine Eigenverantwortung.
Mit der Trainigsmethode optimieren fortgeschrittene Gruppen bekannte Techniken/Abläufe und automatisieren Bewegungsabläufe.
Bei der Arbeitsmethode steht das Trainieren im Vordergrund. Die Schüler sollen ihre Vorkenntnisse auf neue Übungen/Kombinationen übertragen. Du gibst Hilfestellung, und zeigst Beispiele. Damit erziehst Du Deine Schüler zur Selbstständigkeit, und nimmst Rücksicht auf ihre individuellen Belange. Diese Methode ist sehr zeitaufwendig, und deshalb mit großen Gruppen nicht durchführbar.
Vom Langsamen zum Schnellen
Die Muskeln und Nerven müssen die unbekannten Bewegungsmuster erst lernen. Beginne deshalb langsam, so wird dein Körper programmiert. Ist die Ansteuerung korrekt und ohne Fehler, steigerst Du die Geschwindigkeit allmählich, bis Du nicht mehr nachdenken musst.
Vom Leichten zum Schweren
Eine andere Möglichkeit ist es eine Bewegung erst in einer vereinfachten Form zu trainieren. So erlernt der Schüler zunächst ein grobes Bewegungsmuster. Später wird die Bewegung durch Zusätze erschwert. Zum Beispiel Angriff und „Gegenangriff“ nur mit den Armen, dann nur mit den Beinen, und abschließend mit Armen und Beinen (Gleichzeitigkeiten).
Vom Bekannten zum Unbekannten
Eine unbekannte zu erlernende Bewegung kannst Du mit bekannten Bewegungsmustern verknüpft. Auf diese Weise erhält der Schüler eine Eselsbrücke. Beispielsweise könntest Du beim Fauststoß die erforderliche Bewegung wie folgt beschreiben: …
Führungsstile
Betrachten wir zum Abschluss einige Führungsstile. Dein Führungsstil trägt wesentlich dazu bei, wie Du bei Deiner Gruppe ankommst. Du musst Dich zwischen den folgenden Führungsstilen entscheiden.
- Laissez-fair2
- Autokratisch, dominant, autoritär
- Demokratisch, sozial, integrativ
Kennzeichen | Auswirkung | |
---|---|---|
✘ | Du schlägst eine oder mehrer Übungen vor und führst diese vor | Die Teilnehmer werden die Techniken und Übungen nur teilweise richtig erlernen, sie habe die Freiheit zur Variation |
Du machst dein Verhältnis zu den Gruppen-mitgliedern nicht von deiner Funktion als Übungsleiter abhängig | Die Einhaltung der Gruppenziele hängt von der Gruppe ab, und nicht von Dir | |
Du lehnst die Verantwortung für Trainingserfolge ab | Es erfolgt keine Reflexion über Trainingserfolge innerhalb der Gruppe | |
Du hebst Dich in keiner Weise von der Gruppe ab | Es entsteht keine einheitliche, sachliche oder emotionale Bindung der Teilnehmer zu Dir | |
Du überlässt jedem selbst die Durchführung deiner Vorschläge | Die Teilnehmer sind unabhängig, und nicht durch Sachzwänge eingeengt | |
Du entziehst dich jeder Kritik, da Du kein Gewicht auf deine Vorschläge legst | Die Individualität der Teilnehmer steht vor allen fachlichen Notwendigkeiten | |
Tabelle 1: Laissez-fairer Führungsstil |
Kennzeichen | Auswirkung | |
---|---|---|
✘ | Du gibst klare und eindeutige Anweisungen | Die Teilnehmer lernen die Techniken und Übungen fehlerfrei. |
✘ | Du behandelst alle Gruppenmitglieder gleich und gerecht | Eigene Wünsche und Eigenarten werden mit Rücksicht auf die Training auf die Trainingsgruppe zurückgestellt. |
Du bemühst dich ständig um Aufschluss über deine Fähigkeiten, ohne das die Gruppe das merkt | Die Teilnehmer empfinden Anerkennung und Bewunderung für deine Fähigkeiten | |
Du hebst dich in allen Beziehungen von der Gruppe ab. | Alle Teilnehmer sind fachlich und emotional an dich gebunden | |
✘ | Du kontrollierst die exakte Ausführung deiner Anweisungen | Die Gruppe trainiert diszipliniert und genau wie du es willst |
Du lässt keine Kritik zu | Die Teilnehmer lernen Anweisungen schnell und ohne Verzögerung zu befolgen | |
Tabelle 2: Autokratischer, dominanter, autoritärer Führungsstil |
Kennzeichen | Wirkung | |
---|---|---|
✘ | Du erklärst und begründest jede Technik und Übung | Die Gruppe lernt die Techniken und Übungen richtig und fehlerfrei. |
✘ | Du zeigst Verständnis für die persönlichen Eigenarten und nimmst Rücksicht darauf | Die Individualitäten jedes einzelnen Teilnehmers kann sich optimal entfalten |
Du erhältst Aufschluss über deine Fähigkeiten aus der Reaktion der Gruppe | Die Teilnehmer werden sicher und selbständig. | |
Du hebst sich nur sachbezogen von deinen Schülern ab | Die Teilnehmer sind fachlich auf Dich konzentriert, haben aber unabhängig davon emotionale Beziehungen zueinander | |
Sinn und Unsinn von Anweisungen werden ausdiskutiert | Die einzelnen Teilnehmer (wie auch die Gruppe als ganzes) werden entscheidungsfähig | |
Aufgrund deiner Anweisungen förderst Du Kritik und Fragen | Die Kritikfähigkeit der Teilnehmer wird geschult, allerdings werden Anweisungen nur verzögert ausgeführt |
Tabelle 3: Demokratischer, sozialer, integrativer Führungsstil
Ich verwende in meinen Kursen eine Mischung aus allen Führungsstilen (die angekreuzten Kennzeichen). Jetzt weist Du einiges, was Du beachten musst um einen Kurs erfolgreich durchführen zu können.
“Der ist der beste Lehrer, der sich nach und nach überflüssig macht.” (George Orwell)
Betrachten wir uns zum Abschluss dieses Kapitels einige beispielhafte Kurse.
Ein SV-Kurs für Frauen
Dieser exemplarische Kurs ist für Frauen konzipiert, der Schwerpunkt liegt auf Techniktraining und kleineren Rollenspielen. Den Fragen und Problemen der Teilnehmerinnen wird viel Zeit eingeräumt.
Ziele des Kurses
Das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen soll gestärkt, die eigenen Stärken, Fähigkeiten und Schwächen kennen gelernt, eigene Verhaltensweisen kritisch durchleuchtet, sowie Gefahren erkannt werden, um mit geübten, grundlegenden, Verhaltens- und Abwehrtechniken in kritischen Situationen bestehen zu können.
Kurs und Stundenaufbau
Der Kurs beinhaltet 7 Workshops. Jeder Workshop besteht aus Verhaltens und Technik-Training. Die Kursdauer beträgt maximal 12 Wochen. Dazwischen können beliebig Wiederholung- und Vertiefungseinheiten geschoben werden.
Woche | Einheit / Thema |
---|---|
1 | Grenzen setzen |
2 | Körpersprache, Verhaltensmuster |
3 | Der Körper als Waffe |
4 | Angst & Selbstbewustsein |
5 | Praxis: Verteidigung in der Bodenlage |
6 | Praxis: Umklammerungen |
7 | Praxis: Abschlußtraining |
Tabelle 4: Kursbaufbau |
Ein Workshop dauert (ohne Duschen und Umkleiden) ca. 75 Minuten - Alle Phasen können zur Motivation mit Musik begleitet werden. Dazu verwende ich keine „bekannten“ Titel, da einzelne Teilnehmer/innen evtl. mit bestimmten Titeln negative, traurige, oder deprimierende, traumatisierende Erinnerungen verbinden könnten.
Der Schwierigkeitsgrad der Übungen richtet sich nach den TN, und steigert sich im Verlauf des Kurses.
Die erste Stunde wird nur einen Übungsteil enthalten. In alle weiteren Stunden beginnst Du zunächst den neuen Stoff zu vermitteln, da die Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt nach am Aufnahmefähigsten sind. Es wird langsam geübt, um die Bewegungsabläufe zu verstehen. Im Anschluss daran werden die alten Sachen wiederholt, und ggf. mit den neuen Techniken kombiniert. Hier ist auch ausprobieren und spielen erlaubt.
Ist der Übungsteil abgeschlossen, beginnst Du mit der Praxis. Hier sollte bereits gelernter Stoff realitätsbezogen, praktisch angewendet werden.
Das größte Problem ist dabei, das es den Teilnehmern oft schwer fällt die Angreiferrolle zu übernehmen. Hier kann der Übungsleiter als Prügelknabe einspringen. Vielleicht befinden sich ja auch ein Teilnehmer mit spezialisierten „Vorkenntnissen“ in der Gruppe. Dieses Wissen solltest Du auf jeden Fall nutzen. Beachte bitte das Kapitel …
Jeder Teilnehmer bekommt ein Handout (nämlich genau dieses Kursbuch), in dem die besprochenen Themen und Ergebnisse nochmals ausgeführt sind, sowie alle Techniken/Situationen detailliert beschrieben werden.
Block | Zeit | Intensität | Aufgabe |
---|---|---|---|
1 | 10 | niedrig | Einstimmung, Diskussion zum Thema, Pre-Instructions - Selbstbehauptung/Theorie. |
2 | 10 | niedrig mittel | Einstimmung (Entspannung). Leichtes Warm-Up, Techniktraining Automation. |
3 | 15 | mittel hoch | Einführung, Übung: Neue Techniken lernen. Ggfs mit Alten verbinden. |
4 | 15 | hoch sehr hoch | Praxis: Intensivieren, später realitätsbezogene Angriffe. |
5 | 15 | sehr hoch hoch | Schlag-/Trittkraft, Kondition. Pratzentraining, Sandsack, etc. |
6 | 10 | mittel niedrig | Ausklang Entspannung, Alternativ Gedankenreise, Druckmassage oder leichtes Stretching. |
Tabelle 5: Stundenaufbau SV Kurs für Frauen
In diesem Kurs wird entsprechend der Fähigkeiten der Teilenehmerinnen nur die Stufe 1 (Einführung) geübt, zum Teil auch Stufe 2. Siehe auch ….
Ein Kurs für Kinder (bis 10 Jahre)
Gewalt verstehen
Fragen an die Kinder: Was versteht ihr unter Gewalt, was nehmt ihr als Gewalt wahr und was nicht. Was fasziniert euch daran Gewalt auszuüben, was stößt euch ab.
Wahrnehmung, Körpersprache
Wie nehme ich mich wahr, und wie wirke ich auf andere. Der Einsatz von Körperhaltung, Blick und Stimme. Spiele zB. Statuentheater, die Marionette, das Ugha-Ugha Spiel. Der Umgang mit Grenzüberschreitungen. ▷„“ ab Seite .
De Eskalation, Selbstbehauptung
Stimme (wie und was), Stellung zum Gegner, Distanz. Rollenspiele mit Kindern: Gib mir dein Kissen. Du hast mich nicht abschreiben lassen, Nein-Sager Spiel. Rollenspiele mit Erwachsenen: Sammelkarte zum tauschen, mein kleiner Hund ist in den Wald dahinten gelaufen. Kaninchen (krankes) einladen ins Auto.
Angriffe von Gleichaltringen
Handfassen, Armfassen, Schubsen, Schwitzkasten, Ohrfeigen und Faustschläge sowie Tritte.
Abwehrtechniken
Handfegen, stoßen, Tritt gegen das Schienbein, Schienbeinrutsche, Knieabwehr. Fallen (rückwärts, vorwärts nur fürs Selbstbewusstsein). Aufstehen. Einfache Verteidigung in der Bodenlage durch Bewegen und Tritte, Bodenkampf (Haltegriffe) um die Kräfte zu messen, und fürs auspowern.
Übergriffe von Erwachsenen
Das Verhalten im Umgang mit Erwachsenen sollte durch Rollenspiele geschult werden, damit Sie gegen deren Überredungskünste gefeit sind, und sich im Notfall korrekt verhalten.
Stundenaufbau und Gruppendynamik
Eine Stunde sollte 45 bis 60 Minuten nicht überschreiten (Konzentrationsfähigkeit, Kinder hatten vielleicht vorher schon etwas anderes getrieben). Der Übungsleiter sollte nicht soviel Schwafeln, Kinder wollen Action. Actionphasen sollten aber von ruhigeren Phasen abgelöst werden. Wenn die Kiddies erstmal aufgekratzt sind, ist es mühsam Sie wieder unter Kontrolle zu bringen.
Es ist günstig zur Einstimmung und zum Ausklang einer jeden Stunde ein Ritual zur Förderung des Gruppenzusammenhalts ablaufen zu lassen (evtl.: Gruppenname, Schlachtrufe, Bestimmte Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale der Teilnehmer, Maskottchen). Das läuft bei mir zur Zeit folgender maßen. Zu Beginn werden in der Regel Namensschilder geschrieben/gemalt. Die Kiddies fragen mich ab, ob ich auch alle Namen kann. Am Ende gibt es immer eine andere Variante des Durcheinanderlauf-Spiels, das mit einer Entspannungs-Einheit endet. Hier mal ein exemplarischer Stundenaufbau:
Block | Zeit | Intensität | Aufgabe |
---|---|---|---|
1 | 10 | niedrig / mittel | Formentraining / Warmup Zirkeltraining (im Wechsel) |
2 | 10 | niedrig, mittel | Spiel, Übungen für das Fühlen und Wahrnehmen. |
3 | 10 | niedrig | Rollenspiel |
4 | 10 | mittel | Techniktraining |
5 | 10 | sehr hoch hoch | Kampfspiel / Bodenkampf |
6 | 10 | Mittel, hoch sehr hoch | Zirkeltraining: Kräftigen, Dehnen, Kondition |
Tabelle 6: Stundenaufbau SV Kurs für Kinder
Kinder bis 12 Jahre
Ungefähr ab diesem Alter werden die Kinder berührungsempfindlich. Gerade Mädchen wird es oft unangenehm, wenn Sie im Training angefasst werden (Übungsleiter sollten vorsichtig sein, an welchen Körperstellen sie bei Mädchen Hilfestellung geben).
Daraus resultiert: Spätestens an dieser Stelle sollten die Körperzonen durch genommen werden, um den Schülern bewusst zu machen wo sie nicht berührt werden wollen.
Jugendliche bis 17
(Siehe nächste Auflage…)