Fediverse versus Indieweb
Auf dieser Seite
- Was ist das?
- Grundprinzipien
- Fokus
- Datenhoheit und Selbsthosting
- Technologische Grundlage
- Nutzererfahrung
- Philosophie und Werte
- Interoperabilität
- Community- und Governance-Modelle
- Einstiegshürden
- Beispiele für Nutzungsszenarien
- Beispiele für Protokolle und Technologien
- Kombinierte Nutzung
- Historischer Kontext
- Technische Architektur
- Herausforderungen
- Beispiele für Tools und Software
- Nutzergruppen
- Synergie zwischen Fediverse und IndieWeb
- Langfristige Visionen
- Soziokulturelle Dynamiken
- Datenschutz und Sicherheit
- Wirtschaftliche Aspekte
- Zugänglichkeit
- Skalierung und Netzwerkeffekte
- Zukünftige Herausforderungen
Was ist das?
Fediverse und IndieWeb sind zwei unterschiedliche, aber doch verwandte Konzepte, die auf Dezentralisierung und mehr Autonomie im Internet abzielen. Genau dehalb finde ich beide Konzepte spannend: Ich will Herr über meine Daten sein. Warum sollen ausgerechnet milliardenschwere kommerzielle Social Media Plattformen wie zum Beispiel Facebook, Youtube, Instagram, WhatsApp, WeChat, TikTok,… Synonym für “Das Internet”, und Herrscher über meine Daten sein - und damit auch deren Verwerter?
- Das Fediverse ist wie ein dezentrales Social-Media-Ökosystem
- Das IndieWeb basiert auf der Idee, dass jede:r ihre/seine eigene Website betreibt und dadurch Interaktionen ermöglicht.
Ich hab mal einige Unterschiede zwischen Fediverse und IndieWeb gesammelt - ergänzt durch technische, soziale und philosophische Aspekte:
Grundprinzipien
Fediverse
- Definition: Das Fediverse ist ein Netzwerk aus dezentralisierten Plattformen und Anwendungen, die auf föderierten Protokollen wie ActivityPub, OStatus oder Zot basieren.
- Ziel: Ermöglicht soziale Interaktionen (z. B. Posten, Teilen, Kommentieren) über verschiedene Plattformen hinweg, ohne dass Nutzer:innen auf einer zentralen Plattform registriert sein müssen.
- Beispiele: Mastodon (ähnlich wie Twitter), PeerTube (Video-Sharing), PixelFed (ähnlich wie Instagram).
- Technik: Setzt auf Interoperabilität durch standardisierte Protokolle. Jede Plattform ist ein eigener Server (z. B. Mastodon-Instanzen), der mit anderen Servern kommunizieren kann.
IndieWeb
- Definition: IndieWeb ist eine Bewegung, die sich auf die Selbstbestimmung von Nutzer:innen im Web konzentriert, indem sie individuelle Websites als Basis nutzt.
- Ziel: Nutzer:innen sollen die Kontrolle über ihre Inhalte behalten und nicht auf zentrale Plattformen angewiesen sein.
- Beispiele: Selbst gehostete Blogs oder Websites, die Protokolle wie Webmention, Micropub und IndieAuth verwenden.
- Technik: Fördert personalisierte Webseiten und die Verbindung zwischen ihnen, oft mit Tools und Techniken, die den Inhalt von großen Plattformen auf persönliche Websites replizieren.
Fokus
- Fediverse
- Fokus auf soziale Netzwerke und die Kommunikation zwischen verschiedenen Plattformen.
- Beispiel: Ein Mastodon-Nutzer kann mit einem PeerTube-Nutzer interagieren.
- IndieWeb
- Fokus auf persönliche Webseiten und deren Interoperabilität.
- Beispiel: Du besitzt einen Blog und kannst Kommentare von anderen Blogs empfangen oder Inhalte plattformübergreifend synchronisieren.
Datenhoheit und Selbsthosting
- Fediverse
- Die Daten liegen oft auf Servern, die von anderen Personen/Organisationen gehostet werden, es sei denn, du betreibst selbst eine Instanz.
- Du kannst dich bei einer Instanz anmelden und die Vorteile der Föderation nutzen, ohne technisch tief einzusteigen.
- IndieWeb
- Die volle Datenhoheit liegt beim Nutzer, da die Inhalte auf der eigenen Website gespeichert sind.
- Das Hosting ist in der Regel komplett eigenverantwortlich.
Technologische Grundlage
- Fediverse: Protokoll-basiert (vor allem ActivityPub).
- IndieWeb: Setzt auf Web-Standards wie HTML, RSS, Microformats und Webmention.
Nutzererfahrung
- Fediverse
- Bietet ein vertrautes Social-Media-Erlebnis (z. B. Mastodon als Twitter-Alternative).
- Zielgruppe: Menschen, die soziale Netzwerke nutzen wollen, aber nicht auf zentralisierte Plattformen wie Twitter oder Facebook angewiesen sein möchten.
- IndieWeb
- Konzentriert sich auf die Erstellung und Pflege von individuellen Inhalten auf Websites.
- Zielgruppe: Technisch versierte Personen, die Wert auf die Kontrolle ihrer Online-Präsenz legen.
Gemeinsamkeiten
- Beide Konzepte sind dezentralisiert und setzen auf offene Standards.
- Sie fördern die Autonomie und Selbstbestimmung im Web.
- Sie wollen die Abhängigkeit von großen zentralisierten Plattformen wie Facebook oder Google verringern.
Philosophie und Werte
- Fediverse
- Kollektive Autonomie: Das Fediverse fördert ein Modell, bei dem Nutzer:innen wählen können, welchem Server sie beitreten, und somit auch den Administrator:innen ihres Servers vertrauen. Es setzt auf Gemeinschaft und Föderation.
- Anti-Monopolismus: Ziel ist es, die Abhängigkeit von großen Plattformen wie Facebook, Twitter oder Google zu verringern und ein alternatives, dezentralisiertes Netzwerk aufzubauen.
- Barrierefreiheit: Es soll einfach genug sein, um eine breite Nutzerschicht anzusprechen, auch ohne technische Kenntnisse.
- IndieWeb
- Individuelle Autonomie: Das IndieWeb betont die persönliche Kontrolle über Inhalte und Daten. Der/die Einzelne steht im Mittelpunkt.
- Eigenverantwortung: Nutzer:innen sollen ihre Online-Präsenz selbst hosten und pflegen, was oft technisches Wissen oder die Bereitschaft erfordert, sich damit auseinanderzusetzen.
- Unabhängigkeit von Plattformen: Statt Drittplattformen wie Instagram, Twitter oder Mastodon zu nutzen, wird alles direkt über die eigene Website abgewickelt.
Interoperabilität
Fediverse
- Föderierte Systeme wie Mastodon, PeerTube, PixelFed und Friendica können nahtlos miteinander kommunizieren. Ein Mastodon-Nutzer kann beispielsweise einem PixelFed-Account folgen, weil sie beide das ActivityPub-Protokoll verwenden.
- Fokus auf soziale Interaktionen (Posten, Teilen, Kommentieren) zwischen verschiedenen Instanzen und Plattformen.
- Beispiel: Ein Mastodon-Post kann von jemandem auf Friendica kommentiert werden.
IndieWeb
- Das IndieWeb setzt auf offene Web-Standards wie Webmention und Microformats, die nicht nur für soziale Interaktionen, sondern auch für die Verknüpfung von Inhalten zwischen Webseiten verwendet werden.
- Inhalte und Verbindungen sind lose gekoppelt. Dein Blog kann etwa Kommentare von anderen IndieWeb-Seiten empfangen, aber du bist nicht auf ein zentrales Netzwerk angewiesen.
- Beispiel: Ein Artikel auf deiner Website kann automatisch Links oder Reaktionen von anderen Websites anzeigen, die darauf Bezug nehmen.
Community- und Governance-Modelle
Fediverse
- Die Governance liegt bei den Admins der jeweiligen Instanzen (Server). Jede:r Admin kann eigene Regeln für die Instanz festlegen.
- Nutzer:innen können sich frei bewegen, indem sie zu einer anderen Instanz wechseln, wenn sie mit den Regeln ihrer aktuellen nicht einverstanden sind.
- Einige Instanzen blockieren bewusst andere Instanzen, z. B. um Hassrede oder Missbrauch zu verhindern, was jedoch zu einer Art Fragmentierung führen kann.
IndieWeb
- Governance ist individuell: Jede:r ist für ihre/seine eigene Website verantwortlich.
- Es gibt keine Instanz-Regeln oder Moderation, außer du entscheidest selbst, wie du Inhalte auf deiner Website präsentierst.
- Community-Treffen (z. B. IndieWebCamps) dienen als Möglichkeit zum Austausch und zur Weiterentwicklung, sind aber rein freiwillig.
Einstiegshürden
- Fediverse
- Einfacher Einstieg: Nutzer:innen können sich einfach bei einer existierenden Instanz (z. B. auf Mastodon) anmelden, ähnlich wie bei Twitter oder Instagram.
- Hosting einer eigenen Instanz ist komplexer und erfordert technisches Wissen, wird aber durch Tools wie Mastodon Hosting erleichtert.
- IndieWeb
- Höhere Einstiegshürden: Nutzer:innen müssen oft eine eigene Domain und Hosting kaufen sowie grundlegende Kenntnisse über Webentwicklung (HTML, CSS, eventuell auch Serververwaltung) haben.
- Es gibt jedoch vereinfachte Tools wie Micro.blog oder Plattformen wie WordPress, die den Einstieg erleichtern.
Beispiele für Nutzungsszenarien
- Fediverse
- Du möchtest ein Twitter-ähnliches Erlebnis, aber ohne zentralisierte Kontrolle: Du nutzt Mastodon.
- Du willst Videos teilen, ähnlich wie auf YouTube: Du nutzt PeerTube.
- Du suchst eine Alternative zu Instagram: Du nutzt PixelFed.
- Du bist Teil einer Gemeinschaft, die eine eigene Instanz betreibt und sich um Moderation und Sicherheit kümmert.
- IndieWeb
- Du betreibst eine persönliche Website oder einen Blog und möchtest Kommentare von anderen Nutzern ohne externe Plattform einbinden: Du setzt Webmention ein.
- Du willst deine Inhalte auf zentralisierten Plattformen wie Twitter oder Instagram spiegeln, sie aber primär auf deiner eigenen Website behalten: Du nutzt Micropub.
- Du baust ein digitales Portfolio oder eine unabhängige Identität im Web auf und möchtest dich vollständig von sozialen Netzwerken lösen.
Beispiele für Protokolle und Technologien
Fediverse
- ActivityPub: Hauptprotokoll, das Kommunikation zwischen Instanzen ermöglicht.
- OStatus: Ein älteres Protokoll, das in Plattformen wie GNU Social verwendet wird.
- Matrix: Für dezentrale Echtzeit-Kommunikation, oft als Ergänzung zum Fediverse betrachtet.
- Zot: Für Plattformen wie Hubzilla, die auf Datenschutz und Flexibilität setzen.
IndieWeb:
- Webmention: Ermöglicht das Senden und Empfangen von Reaktionen (z. B. Likes oder Kommentare) zwischen Webseiten.
- IndieAuth: Ein Authentifizierungsstandard für unabhängige Identitäten im Web.
- Microformats: HTML-Standards, die Metadaten in Webseiten einbetten.
- Micropub: Ein Protokoll zur Veröffentlichung von Inhalten auf der eigenen Website.
Kombinierte Nutzung
Die beiden Ansätze schließen sich nicht aus und können kombiniert werden:
- Du kannst eine eigene Website im Sinne des IndieWeb betreiben und gleichzeitig Plugins nutzen, um deine Inhalte ins Fediverse zu teilen (z. B. WordPress-Plugins, die ActivityPub unterstützen).
- Du kannst deine Mastodon- oder PixelFed-Aktivitäten als Ergänzung zu deinem IndieWeb-Blog verwenden.
Historischer Kontext
Fediverse
- Ursprünge: Das Konzept des Fediverse entstand in den frühen 2000er-Jahren mit Plattformen wie GNU Social (ursprünglich StatusNet) und dem OStatus-Protokoll.
- Entwicklung: Es gewann an Popularität, als Plattformen wie Mastodon und später PeerTube, PixelFed und andere Projekte ActivityPub als Standardprotokoll einführten.
- Motivation: Reaktion auf die zunehmende Zentralisierung des Internets durch Plattformen wie Facebook und Twitter, insbesondere im Hinblick auf Zensur, Überwachung und kommerzielle Interessen.
IndieWeb
- Ursprünge: Das IndieWeb-Bewegung begann 2010 als Gegenbewegung zu zentralisierten Plattformen und als Antwort auf den Verlust der persönlichen Kontrolle über Inhalte.
- Entwicklung: Angetrieben von frühen Web-Enthusiasten, die nostalgisch auf die Zeiten zurückblickten, als das Web aus individuell gestalteten Webseiten bestand, bevor soziale Netzwerke dominierten.
- Motivation: Wiederherstellung der dezentralisierten Natur des Internets, Förderung individueller Kreativität und langfristiger Kontrolle über Inhalte.
Technische Architektur
Fediverse
- Föderation: Server (z. B. Mastodon-Instanzen) kommunizieren miteinander über gemeinsame Protokolle wie ActivityPub. Jede Instanz kann andere Instanzen blockieren oder mit ihnen interagieren.
- Skalierbarkeit: Das System verteilt die Last auf viele unabhängige Server, was eine theoretisch unbegrenzte Skalierung ermöglicht.
- Begrenzte Kontrolle: Nutzer:innen, die keine eigene Instanz betreiben, sind abhängig von den Regeln und Richtlinien der Instanz, bei der sie registriert sind.
- Beispiel: Mastodon funktioniert wie ein Netzwerk von kleinen „Twitters“, wobei jeder Mastodon-Server mit anderen Servern kommuniziert.
IndieWeb
- Dezentralität: Jeder Host ist autonom und steht für sich allein. Es gibt keine zentralisierten oder föderierten Server.
- Selbstverwaltet: Jede Website wird unabhängig gehostet, was volle Kontrolle ermöglicht, aber auch den Benutzer:innen mehr technische Verantwortung auferlegt.
- Verbindung über Standards: Websites nutzen Standards wie Webmention oder Microformats, um miteinander zu kommunizieren.
- Beispiel: Du betreibst einen Blog, und jemand, der einen anderen Blog hat, kann einen Kommentar hinterlassen, der direkt auf deiner Website erscheint.
Herausforderungen
Fediverse
- Moderation und Fragmentierung: Jede Instanz hat ihre eigenen Regeln, was zu Konflikten und Fragmentierung führen kann. Zum Beispiel blockieren manche Instanzen andere aus politischen oder sozialen Gründen.
- Skalierbarkeit von Instanzen: Große Instanzen wie mastodon.social haben mit technischen und finanziellen Herausforderungen zu kämpfen, da sie oft von Freiwilligen betrieben werden.
- Benutzerfreundlichkeit: Die Vielfalt an Plattformen und Instanzen kann verwirrend sein, insbesondere für neue Nutzer:innen.
IndieWeb
- Technische Komplexität: Die Einrichtung und Pflege einer eigenen Website erfordert technisches Wissen und Engagement. Viele Menschen schrecken davor zurück.
- Isolation: Ohne Community-Aspekt können IndieWeb-Websites einsam wirken, besonders wenn soziale Interaktion gewünscht ist.
- Standardisierung: Obwohl es viele Standards gibt, werden sie nicht immer einheitlich angewendet oder verstanden, was die Interoperabilität erschwert.
Beispiele für Tools und Software
Fediverse
- Plattformen:
- Mastodon: Microblogging (ähnlich wie Twitter).
- PeerTube: Video-Sharing (ähnlich wie YouTube).
- PixelFed: Foto-Sharing (ähnlich wie Instagram).
- Friendica: Kombination aus Social-Network-Funktionen und Blogging.
- Protokolle: ActivityPub, OStatus, Zot.
- Drittanbieter-Tools: Apps wie Tusky (für Mastodon) oder SepiaSearch (für PeerTube-Videos).
- Plattformen:
IndieWeb
- Werkzeuge:
- Micro.blog: Einfaches Blogging-Tool mit IndieWeb-Integration.
- Brid.gy: Verknüpfung von IndieWeb-Inhalten mit sozialen Netzwerken (z. B. Tweets spiegeln).
- Webmention.io: Ein Dienst zur Unterstützung von Webmention für nicht-technische Benutzer:innen.
- CMS-Systeme:
- WordPress (mit Plugins für IndieWeb-Protokolle).
- Hugo und Jekyll für statische Websites.
- Protokolle: Webmention, Micropub, Microformats, IndieAuth.
- Werkzeuge:
Nutzergruppen
Fediverse
- Zielgruppe:
- Menschen, die ein Social-Media-ähnliches Erlebnis suchen, ohne die Kontrolle an große Plattformen zu verlieren.
- Gemeinschaftsorientierte Nutzer:innen, die Wert auf Föderation und Interaktion legen.
- Typische Aktivitäten:
- Diskutieren, Teilen von Inhalten, Aufbau von Communities.
- Weniger technischer Fokus – ideal für Menschen, die keine Website hosten wollen.
- Zielgruppe:
IndieWeb
- Zielgruppe:
- Kreative, die ihre Inhalte auf einer eigenen Plattform kontrollieren wollen.
- Technisch versierte Personen oder Enthusiasten, die Freude an der Eigenverantwortung und Webentwicklung haben.
- Typische Aktivitäten:
- Schreiben von Blogs, Hosting von Portfolios, langfristige Archivierung von Inhalten.
- Weniger Fokus auf soziale Netzwerke – ideal für Menschen, die sich auf Inhalte konzentrieren.
- Zielgruppe:
Synergie zwischen Fediverse und IndieWeb
Die beiden Ansätze können sich gegenseitig ergänzen:
- Brückenbau
- Deine IndieWeb-Seite kann Inhalte via ActivityPub ins Fediverse veröffentlichen. Beispiel: Ein Blog-Post erscheint auch als Mastodon-Beitrag.
- Tools wie Brid.gy ermöglichen es, Fediverse-Interaktionen (z. B. Kommentare auf Mastodon) auf deiner Website anzuzeigen.
- IndieWeb als Ergänzung zum Fediverse
- Fediverse-Nutzer:innen können ihre eigene Website betreiben und diese mit ihrer Präsenz auf Mastodon oder PixelFed verbinden.
- Du könntest beispielsweise eine IndieWeb-Seite haben, die deine Mastodon-Posts archiviert.
- Community vs. Individualität
- Während das Fediverse Gemeinschaften fördert, bietet das IndieWeb Individualität und Kontrolle – eine Kombination beider Ansätze gibt dir beides.
Langfristige Visionen
Fediverse
- Ziel ist es, ein föderiertes Ökosystem zu schaffen, das mit den großen sozialen Netzwerken konkurrieren kann.
- Es stellt eine Alternative zu zentralisierten Social-Media-Plattformen dar, mit Fokus auf Gemeinschaft und Offenheit.
IndieWeb
- Ziel ist es, ein Internet zu schaffen, in dem Nutzer:innen die Kontrolle über ihre Inhalte zurückerlangen.
- Es stellt eine Rückkehr zur ursprünglichen Vision des World Wide Web dar – ein Netz aus autonomen, miteinander verknüpften Webseiten.
Soziokulturelle Dynamiken
Fediverse
- Gemeinschaftsorientierung:
- Das Fediverse fördert ein starkes Gemeinschaftsgefühl, da Nutzer:innen häufig auf kleineren Instanzen registriert sind, die spezifische Werte oder Interessen teilen.
- Beispiel: Eine Mastodon-Instanz für Künstler:innen hat andere Regeln und eine andere Kultur als eine für Aktivist:innen.
- Empowerment durch Föderation:
- Nutzer:innen fühlen sich ermächtigt, da sie Instanzen wechseln können, wenn sie mit den Regeln oder der Kultur nicht einverstanden sind.
- Die Möglichkeit, eine eigene Instanz zu hosten, gibt technisch versierten Menschen zusätzliche Kontrolle.
- Subkulturen:
- Das Fediverse hat zahlreiche Subkulturen hervorgebracht, von queeren Communities bis hin zu akademischen Netzwerken, die auf spezifischen Instanzen florieren.
- Gemeinschaftsorientierung:
IndieWeb
- Selbstausdruck:
- IndieWeb legt großen Wert auf die individuelle Kreativität. Nutzer:innen können ihre Website so gestalten, dass sie ihre Persönlichkeit, ihre Werte und ihre Ästhetik widerspiegelt.
- Es ist weniger anonym als das Fediverse, da die eigene Domain oft den Namen der Person enthält (z. B. meinname.de).
- Langfristiges Denken:
- Im IndieWeb geht es weniger um die momentane Interaktion, sondern um das langfristige Archivieren und Präsentieren von Inhalten. Deine Beiträge gehören dir und verschwinden nicht, wenn eine Plattform verschwindet.
- Isolation und Individualismus:
- Während IndieWeb stark auf Individualität setzt, fehlt oft der Aspekt der sofortigen sozialen Interaktion, die Nutzer:innen an sozialen Netzwerken gewohnt sind.
- Selbstausdruck:
Datenschutz und Sicherheit
Fediverse
- Stärken:
- Keine zentralisierte Datensammlung: Jede Instanz speichert nur die Daten ihrer Nutzer:innen.
- Viele Instanzen priorisieren Datenschutz und verzichten auf Tracking und Werbung.
- Schwächen:
- Deine Daten liegen dennoch auf einem Server, der von jemand anderem kontrolliert wird, es sei denn, du betreibst eine eigene Instanz.
- Potenzielle Sicherheitslücken in kleinen, selbstgehosteten Instanzen, die von Hobby-Admins betreut werden.
- Bedenken bei großen Instanzen:
- Beliebte Instanzen wie mastodon.social könnten ähnliche Probleme wie zentrale Plattformen bekommen (z. B. ein hohes Missbrauchspotenzial bei großen Nutzerzahlen).
- Stärken:
IndieWeb
- Stärken:
- Maximale Datenhoheit: Du speicherst alles selbst und entscheidest, wer Zugriff hat.
- Keine Abhängigkeit von Drittanbietern für Inhalte oder Datenmanagement.
- Schwächen:
- Eigenes Hosting bringt Sicherheitsrisiken mit sich, insbesondere wenn du dich nicht regelmäßig um Updates und Backups kümmerst.
- Wenn deine Website gehackt oder offline genommen wird, verlierst du die Kontrolle über deine Inhalte.
- Stärken:
Wirtschaftliche Aspekte
Fediverse
- Kostenstruktur:
- Nutzer:innen zahlen in der Regel nichts, wenn sie sich auf einer Instanz anmelden – die Kosten werden oft von den Admins getragen, die durch Spenden oder Crowdfunding unterstützt werden.
- Das Hosting einer eigenen Instanz kann je nach Nutzerzahl relativ günstig oder teuer sein (Serverkosten, Wartung etc.).
- Nachhaltigkeit:
- Kleinere Instanzen kämpfen oft mit Finanzierungsproblemen, während größere Instanzen Gefahr laufen, zu zentralisiert zu werden.
- Kommerzielle Nutzung:
- Werbung oder Monetarisierung wird im Fediverse oft kritisch gesehen, da sie den ursprünglichen Prinzipien widerspricht.
- Kostenstruktur:
IndieWeb
- Kostenstruktur:
- Nutzer:innen müssen ihre eigene Domain und ihr Hosting bezahlen. Dies ist zwar nicht teuer (ab 5-10 €/Monat), erfordert aber eine langfristige Investition.
- Wer für ein besseres Hosting oder zusätzliche Dienste bezahlt, hat auch bessere Kontrolle und Performance.
- Nachhaltigkeit:
- Solange du deine Hosting-Rechnungen zahlst und dich um Backups kümmerst, bist du unabhängig von Drittanbietern.
- Kommerzielle Nutzung:
- Das IndieWeb eignet sich gut für Freelancer:innen, Kreative oder Unternehmen, die ihre eigene Plattform aufbauen möchten, da sie die volle Kontrolle über Inhalte und Einnahmen haben.
- Kostenstruktur:
Zugänglichkeit
Fediverse
- Barrieren:
- Obwohl die Nutzung von Plattformen wie Mastodon relativ einfach ist, kann die Wahl der „richtigen“ Instanz anfangs verwirrend sein.
- Die Vielfalt an Plattformen und Protokollen (Mastodon, PeerTube, Friendica, etc.) kann für Neulinge überwältigend sein.
- Technische Anforderungen:
- Das Betreiben einer eigenen Instanz ist technisch anspruchsvoll, aber nicht notwendig, um das Fediverse zu nutzen.
- Integration:
- Mobile Apps und Browser-Zugriffe erleichtern die Nutzung für weniger technisch versierte Menschen.
- Barrieren:
IndieWeb
- Barrieren:
- Der Einstieg ins IndieWeb erfordert fast immer technisches Wissen: eine Domain registrieren, ein Hosting einrichten und die Website gestalten.
- Es gibt zwar Dienste wie Micro.blog oder WordPress, die den Einstieg erleichtern, aber individuelle Anpassungen erfordern immer noch Arbeit.
- Technische Anforderungen:
- Nutzer:innen müssen sich mit grundlegenden Webtechnologien wie HTML, CSS und möglicherweise CMS-Systemen auskennen.
- Integration:
- IndieWeb ist oft isoliert von „Mainstream“-Plattformen und wird erst durch Tools wie Brid.gy oder Social-Media-Plugins besser integriert.
- Barrieren:
Skalierung und Netzwerkeffekte
Fediverse
- Netzwerkeffekt:
- Die föderierte Struktur des Fediverse erlaubt eine unbegrenzte Skalierung – es können immer neue Instanzen hinzugefügt werden.
- Je mehr Instanzen existieren, desto größer wird das Netzwerkpotenzial. Dennoch sind Nutzer:innen oft an die Instanz-Kultur gebunden.
- Grenzen der Skalierung:
- Große Instanzen wie mastodon.social oder mastodon.online ziehen viele Nutzer:innen an und laufen Gefahr, das föderierte Modell zu untergraben.
- Lokale Communities:
- Kleinere Instanzen fördern spezialisierte Netzwerke, können jedoch isoliert wirken, wenn sie von größeren Instanzen blockiert werden.
- Netzwerkeffekt:
IndieWeb
- Netzwerkeffekt:
- Das IndieWeb basiert nicht auf einem einzigen Netzwerk, was den Aufbau eines direkten Netzwerkeffekts erschwert.
- Es setzt auf lose gekoppelte Verbindungen (z. B. via Webmention), wodurch es weniger dynamisch wirkt als soziale Netzwerke.
- Grenzen der Skalierung:
- Die Skalierung ist individuell: Du kannst so viele Besucher:innen auf deine Website ziehen, wie dein Server bewältigen kann.
- Es gibt keine globale „Plattform“, die das Wachstum einer Community wie im Fediverse erleichtert.
- Netzwerkeffekt:
Zukünftige Herausforderungen
Fediverse
- Balance zwischen Dezentralisierung und Usability:
- Kann das Fediverse nutzerfreundlicher werden, ohne die Prinzipien der Dezentralisierung zu gefährden?
- Kommerzielle Akteure:
- Was passiert, wenn große Unternehmen (z. B. Meta mit Threads) ActivityPub integrieren und ins Fediverse eintreten?
- Fragmentierung:
- Wie kann verhindert werden, dass die Fragmentierung zwischen Instanzen die Interoperabilität und den Zusammenhalt des Netzwerks gefährdet?
- Balance zwischen Dezentralisierung und Usability:
IndieWeb
- Barrieren senken:
- Kann das IndieWeb zugänglicher werden, um mehr Menschen anzusprechen, die keine technischen Vorkenntnisse haben?
- Relevanz im Social-Media-Zeitalter:
- Wie kann das IndieWeb in einer Welt bestehen, in der soziale Interaktion auf zentralisierten Plattformen dominiert?
- Veraltete Standards:
- Wie können ältere Protokolle und Technologien des IndieWeb modernisiert werden, um mit neuen Webentwicklungen Schritt zu halten?
- Barrieren senken:
Wird fortgesetzt …