Die Sache mit der Bildung

Zuletzt aktualisiert am 16. Februar 2025 15 Minuten

Haben wir ein Bildungsproblem in Deutschland?

Vorbemerkung

Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, ich betrachte und durchleuchte das ganze Drama mal aus der persönlichen Perspektive eines Betroffenen. Ich hab die Schule in NRW durchlitten: Kindergarten, Grundschule, Hauptschule, Realschule, Berufsschule, Fachoberschule, Fachhochschule - das volle Programm. Meine Kinder haben das Schulsystem natürlich auch durchlaufen.

Zu Nordrhein-Westfalen

NRW schneidet im Vergleich der deutschen Bundesländer im Bildungsbereich seit Jahren unterdurchschnittlich ab. Im Bildungsmonitor 2024 der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) belegte NRW Platz 14 von 16, wobei Sachsen den Spitzenplatz einnahm und Bremen das Schlusslicht bildete.

Besonders auffällig sind in NRW die großen Klassengrößen. Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Klassengröße in Grundschulen bei 24,1 Schülern, während der Bundesdurchschnitt bei 21,3 lag. Zudem sind die öffentlichen Bildungsausgaben pro Schüler in NRW mit 7300 Euro geringer als der Bundesdurchschnitt von 8200 Euro.

Die Bevölkerung in NRW bewertet das Schulsystem ebenfalls als mittelmäßig. Laut dem ifo Bildungsbarometer 2024 erhielt NRW die Durchschnittsnote 3,1, was dem bundesweiten Durchschnitt entspricht. Nur 26 Prozent der Befragten vergaben die Noten “gut” oder “sehr gut”, während 30 Prozent die Schulen mit “ausreichend” oder schlechter bewerteten.

Historisch betrachtet rangiert NRW im Bildungsbereich kontinuierlich auf den hinteren Plätzen. Im Bildungsmonitor 2023 belegte das Bundesland Platz 13 von 16. Trotz verschiedener Initiativen und Investitionen bleibt die Bildungsqualität in NRW hinter den Erwartungen zurück.

Zusammenfassend zeigt sich, dass Nordrhein-Westfalen sowohl aktuell als auch historisch im Vergleich zu anderen Bundesländern im Bildungsbereich unterdurchschnittlich abschneidet. Es besteht weiterhin erheblicher Handlungsbedarf, um die Bildungsqualität zu verbessern und den Anschluss an die führenden Bundesländer zu finden.

Erstaunlich das aus mir trotz dieser oft traumatischen Zeit halbwegs was geworden ist. Das gibt mir irgendwie Hoffnung für alle Menschen. Aber das ganze ist seit ewig für jeden klar ersichtlich schwer reformbedürftig.

Ps. Ich war ne Zeit lang sogar selber Lehrer. Daraus schließe ich: Lernen und Wissen weiter geben ist scheinbar ziemlich wichtig für mich.

Warum, warum, warum nur ist das deutsche Schulsystem so schlecht?

Deutschland scheint mehrere schwere Bildungsprobleme zu haben, und das Thema ist komplex. Ich versuche das mal für mich zu entwirren.

Die Probleme

Probleme gibt es reichlich. Zum Beispiel in den Bereichen Chancengleichheit, Digitalisierung und Lehrermangel. Eine umfassende Reform wäre notwendig, um das System moderner und gerechter zu gestalten:

Soziale Ungleichheit

Der Bildungserfolg hängt in Deutschland stark vom Elternhaus ab. Kinder aus wohlhabenden oder akademischen Familien haben bessere Chancen auf höhere Bildungsabschlüsse als Kinder aus bildungsfernen oder einkommensschwachen Familien.

Lehrermangel und Unterrichtsausfall

Es gibt in vielen Bundesländern einen akuten Mangel an Lehrkräften, besonders in MINT-Fächern und an Grundschulen. Dies führt zu Unterrichtsausfällen und einer hohen Belastung der bestehenden Lehrkräfte.

Veraltete Lehrpläne und Digitalisierung

Viele Schulen sind nicht ausreichend digital ausgestattet, und Lehrpläne sind teilweise nicht an moderne Anforderungen angepasst. Deutschland hinkt bei der Digitalisierung des Unterrichts im internationalen Vergleich hinterher.

Schulsystem und Föderalismus

Das Bildungssystem ist stark föderal organisiert, was zu großen Unterschieden zwischen den Bundesländern führt. Schüler, die von einem Bundesland ins andere wechseln, stoßen oft auf Schwierigkeiten.

Berufsbildung und Akademisierung

Während das duale Ausbildungssystem international hoch angesehen ist, gibt es eine zunehmende Akademisierung. Viele Jugendliche entscheiden sich für ein Studium, obwohl der Fachkräftemangel in vielen Ausbildungsberufen hoch ist.

Leistungsvergleich mit anderen Ländern

Internationale Studien wie PISA zeigen, dass deutsche Schüler im internationalen Vergleich oft nur Mittelmaß sind. Besonders in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz gibt es Defizite.

Wo die Probleme herkommen

Warum ist das deutsche Schulsystem heute so schlecht wie es ist?

Das deutsche Schulsystem ist immer noch stark vom preußischen Modell geprägt – ein Modell, das auf Gehorsam, Selektion und Bürokratie setzt, anstatt auf Kreativität, Eigenständigkeit und moderne Pädagogik. Eine echte Reform müsste die Wurzeln dieses Systems hinterfragen – aber das passiert bisher kaum.

  1. Historische Prägung: Es wurde nie radikal neu gedacht, sondern immer nur leicht verändert.
  2. Föderalismus: Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen – echte Reformen sind schwer umsetzbar.
  3. Gesellschaftliche Trägheit: Viele Menschen hängen an alten Strukturen („Das haben wir immer so gemacht“).
  4. Mangelnder Mut zur Veränderung: Andere Länder haben Schule neu erfunden – Deutschland nicht.

Das deutsche Schulsystem hat eine lange Geschichte und viele seiner heutigen Probleme lassen sich auf seine Ursprünge und die fehlende Modernisierung zurückführen.

Die Ursprünge: Preußische Bildung als Vorbild

Das deutsche Schulsystem geht im Wesentlichen auf Preußen im 18. und 19. Jahrhundert zurück. Friedrich Wilhelm I. führte 1717 die allgemeine Schulpflicht ein – eines der ersten Länder weltweit, das so etwas tat.

Damals wurden Beamte gesucht und Soldaten - in Summe also fleißige Arbeitsbienen die Befehle befolgen. Selbstständig Denken war nicht gefordert, sondern eher die preußischen Tugenden:

  • Treue, Selbstverleugnung zugunsten von Staat und König („Wer auf die preußische Fahne schwört, hat nichts mehr, was ihm selber gehört.)
  • Tapferkeit ohne Wehleidigkeit („Lerne leiden, ohne zu klagen“), Unterordnung,
  • Mut und Gehorsam (jedoch nicht ohne Freimut)
  • Selbstdisziplin - Härte, gegen sich und gegen andere.

Ziele des preußischen Systems:

  • Gehorsam und Disziplin statt freiem Denken.
  • Effiziente Verwaltung: Schüler sollten gut funktionierende Staatsbürger werden.
  • Frühzeitige Selektion: Kinder wurden früh in verschiedene Bildungsschienen eingeteilt (Gymnasium für die Elite, Volksschule für den Rest).

Diese Grundstrukturen bestehen bis heute – und genau hier liegt das Problem:

  • Frontalunterricht und Auswendiglernen stammen aus dieser Zeit.
  • Das dreigliedrige System (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) basiert auf der Idee, Kinder früh nach Leistung zu trennen.
  • Der Fokus auf Disziplin und Noten wurde kaum modernisiert.

Weimarer Republik & Nationalsozialismus: Bildung als Machtinstrument

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Bildungssystem zwar leicht reformiert, aber die Selektion blieb erhalten.

  • Während der NS-Zeit wurde das System missbraucht, um eine ideologische Erziehung sicherzustellen.
  • Elitäre Schulen wie die Napola (Nationalpolitische Erziehungsanstalten) wurden geschaffen, um eine „Führungsschicht“ auszubilden.

Nach dem Krieg wollte man diese Strukturen reformieren, doch vieles blieb bestehen.

Bundesrepublik: Die Nachkriegszeit und das Festhalten an alten Strukturen

Nach 1945 wurde das Schulsystem nicht komplett neu gedacht, sondern größtenteils übernommen:

  • Das dreigliedrige System blieb, obwohl andere Länder wie Finnland längst einheitliche Schulen einführten.
  • Bildung wurde Ländersache, was bis heute zu einem unübersichtlichen Flickenteppich führt.
  • Reformversuche blieben oft stecken – zu viele Interessen verhinderten radikale Veränderungen.

In den 1970er Jahren gab es einige Versuche zur Reform:

  • Gesamtschulen wurden eingeführt, aber nie flächendeckend.
  • Die Einführung der Gesamthochschule (Kombination aus Uni & FH) scheiterte.

Die Grundprobleme blieben: Frühe Selektion, starre Strukturen, wenig moderne Pädagogik.

Die 2000er: Der PISA-Schock – und wenig Veränderung

2000 zeigte die erste PISA-Studie: Deutschland schneidet schlechter ab als viele andere Länder.

  • Besondere Kritikpunkte: Soziale Ungleichheit, fehlende Förderung von Schülern, schlechte digitale Bildung.
  • Seitdem gab es Reformversuche (G8, Digitalisierung, Inklusion), aber viele waren halbherzig oder scheiterten an Bürokratie und Widerständen.

Wird es schlimmer?

In jede Schulform, in die ich gewechselt hin hab ich von Lehrern und Dozenten gehört:

Jede Generation wird schlimmer, die Kinder werden immer schlechter. Die vorausgehende Stufe schafft es nicht, die Kinder bzw. Jugendlichen auf das nötige Level zu heben. Ist das so, oder liegen die falsch?

Das ist zwar eine häufige Wahrnehmung, aber sie ist nicht so einfach zu belegen. Es gibt mehrere Perspektiven auf die Frage, ob die Schüler tatsächlich “immer schlechter” werden oder ob sich nur die Anforderungen und Wahrnehmungen verändern.

Unstrittig ist, dass es ne Menge reale Probleme im Bildungssystem gibt, die zu Leistungsrückgängen in bestimmten Bereichen führen. Gleichzeitig sind viele Wahrnehmungen subjektiv oder durch gesellschaftliche Veränderungen beeinflusst. Die Aussage „die Schüler werden immer schlechter“ ist also zu pauschal – es hängt davon ab, was genau man misst und woran man die Qualität von Bildung festmacht.

Objektive Leistungsentwicklung

Internationale Vergleichsstudien wie PISA oder TIMSS zeigen, dass sich die schulischen Leistungen in Deutschland in einigen Bereichen verschlechtert haben, insbesondere in Mathematik und Lesekompetenz. Das spricht dafür, dass zumindest in einigen Fächern ein echter Rückgang der Leistung messbar ist.

Verschiebung der Anforderungen

Lehrer und Dozenten vergleichen oft heutige Schüler mit früheren Generationen – aber dabei ändern sich auch die Anforderungen. Früher wurde zum Beispiel mehr Wert auf Auswendiglernen gelegt, heute eher auf kritisches Denken und Problemlösung. Was früher als „gute Bildung“ galt, ist nicht zwingend deckungsgleich mit heutigen Maßstäben.

Veränderungen in der Schülerschaft

Heute gibt es eine größere Vielfalt in den Klassenzimmern: Mehrsprachigkeit, unterschiedliche soziale Hintergründe und Inklusion von Schülern mit besonderem Förderbedarf. Diese Vielfalt stellt Lehrer vor größere Herausforderungen, kann aber auch den Eindruck verstärken, dass “die Schüler immer schlechter” werden – weil die Heterogenität der Klassen steigt.

Digitalisierung und Konzentrationsfähigkeit

Viele Lehrer kritisieren, dass Schüler sich heute schlechter konzentrieren können und durch Smartphones und soziale Medien abgelenkt sind. Studien zeigen tatsächlich, dass die Aufmerksamkeitsspanne unter Dauerbeschallung durch digitale Medien leiden kann. Das ist ein echtes Problem, das aber eher mit veränderten Gewohnheiten als mit einer grundsätzlichen “Dummheit” der Schüler zu tun hat.

Historischer Pessimismus

Die Klage, dass „die Jugend immer schlechter wird“, ist nichts Neues. Schon in der Antike beschwerten sich Philosophen wie Sokrates darüber, dass junge Menschen respektlos und ungebildet seien. Das spricht dafür, dass zumindest ein Teil dieser Wahrnehmung eher eine wiederkehrende kulturelle Haltung als eine objektive Wahrheit ist.

Wer hat denn weltweit das beste Bildungssystem?

Laut internationalen Vergleichen wie PISA (Programme for International Student Assessment) schneiden besonders Finnland, Singapur und Kanada regelmäßig sehr gut ab. Finnland wird oft das Vorbild für ein gerechtes, stressfreies System, während Singapur für Exzellenz und Disziplin steht. Kanada und Estland zeigen, dass man mit moderner Pädagogik ebenfalls sehr erfolgreich sein kann:

Finnland

  • Kein Leistungsdruck: Es gibt kaum Hausaufgaben, wenig Prüfungen und keine frühe Selektion. Lernen soll stressfrei sein.
  • Sehr gute Lehrerausbildung: Nur die besten Bewerber dürfen Lehrer werden, und die Ausbildung ist anspruchsvoll.
  • Hohe Chancengleichheit: Egal ob reich oder arm – fast alle Kinder bekommen eine gleichwertige Bildung.
  • Wenig Bürokratie: Lehrer haben große Freiheiten, den Unterricht zu gestalten.
  • Fokus auf kritisches Denken: Kein stumpfes Auswendiglernen, sondern Problemlösung und Kreativität.

Singapur – effizient, aber anspruchsvoll

  • Sehr hohe Bildungsstandards: Schüler müssen ein hohes Leistungsniveau erreichen.
  • Mathematik und Naturwissenschaften im Fokus: Singapur ist besonders in diesen Bereichen führend.
  • Gezielte Förderung: Kinder mit Lernschwierigkeiten bekommen früh Unterstützung.
  • Strukturierte Lehrpläne: Es gibt klare Vorgaben und wenig Chaos im System.
  • Nachteil: Das System ist extrem leistungsorientiert, was viel Stress verursacht.

Kanada – stark durch Gleichberechtigung

  • Inklusives System: Kanada versucht, jedes Kind bestmöglich zu fördern, unabhängig von Herkunft oder Einkommen.
  • Hohe Investitionen: Bildung hat einen hohen Stellenwert, und Schulen sind gut ausgestattet.
  • Flexible Lehrmethoden: Es gibt weniger Frontalunterricht, mehr Projektarbeit und moderne Ansätze.
  • Mehrsprachigkeit: Schüler profitieren von bilingualen Programmen (Englisch & Französisch).

Estland – der Geheimtipp in Europa

  • Digitale Vorreiter: Estland hat eine der besten digitalen Bildungsinfrastrukturen weltweit.
  • Frühe Förderung: Kinder lernen schon früh spielerisch Mathematik und Technik.
  • Geringe soziale Unterschiede: Wie in Finnland haben alle Kinder ähnliche Bildungschancen.

Was kann Deutschland davon lernen?

  • Mehr Flexibilität für Lehrer: Weniger Bürokratie, mehr Freiheiten für guten Unterricht.
  • Mehr Chancengleichheit: Soziale Herkunft darf nicht so stark über Bildungserfolg entscheiden.
  • Weniger Druck, mehr echte Bildung: Nicht nur auswendig lernen, sondern kritisches Denken fördern.
  • Bessere Digitalisierung: Deutschland hängt hier extrem hinterher.

Hallo Politiker! Deutschland könnte also einiges besser machen.

Hat Deutschland Reformen probiert? Wenn ja, woran ist es offensichtlich gescheitert?

Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten immer wieder Bildungsreformen versucht – aber viele sind gescheitert oder wurden nur halbherzig umgesetzt…

PISA-Schock (2000) – Plötzliche Erkenntnis, aber wenig Veränderung

  • Was war das Ziel?
  • Nach der ersten PISA-Studie 2000, in der Deutschland nur mittelmäßig abschnitt, wollte man das Bildungssystem moderner und gerechter machen.
  • Was wurde gemacht?
  • Einführung von Bildungsstandards und Vergleichstests (z. B. VERA-Tests in der Grundschule).
  • Ausbau von Ganztagsschulen.
  • Mehr Förderung für schwächere Schüler.
  • Warum hat es nicht genug gebracht?
  • Viel Bürokratie, aber wenig echte Verbesserung in den Schulen.
  • Die soziale Ungleichheit blieb – Kinder aus reichen Familien profitieren weiterhin mehr vom System.
  • Die Umsetzung war in jedem Bundesland anders, sodass keine einheitliche Verbesserung erreicht wurde.

G8/G9-Chaos – Turbo-Abitur als Fehlversuch

  • Was war das Ziel?
  • Schüler sollten schneller durchs Gymnasium kommen (Abitur nach 8 statt 9 Jahren, also G8 statt G9).
  • Warum hat es nicht funktioniert?
  • Viel zu hohe Belastung für Schüler: Stoff wurde nicht angepasst, sondern einfach komprimiert.
  • Kaum Zeit für Hobbys oder soziales Leben.
  • Starker Widerstand von Eltern, Schülern und Lehrern.
  • Viele Bundesländer kehrten wieder zu G9 zurück – ein Reform-Chaos ohne echten Fortschritt.

Digitalisierung – Milliarden versenkt, aber kaum Fortschritt

  • Was war das Ziel?
  • Schulen sollten mit Tablets, WLAN und digitalen Lernmaterialien modernisiert werden. Dafür wurde 2019 der „Digitalpakt Schule“ mit 5 Milliarden Euro gestartet.
  • Warum hat es nicht funktioniert?
  • Bürokratische Hürden: Schulen mussten komplizierte Anträge stellen, das Geld kam oft gar nicht an.
  • Fehlende Lehrerfortbildung: Technik allein hilft nichts, wenn Lehrer nicht wissen, wie sie sie sinnvoll einsetzen.
  • Mangelnde IT-Betreuung: Viele Schulen haben keine Fachkräfte für Technik, sodass Geräte ungenutzt herumstehen.

Inklusion – Gut gemeint, schlecht umgesetzt

  • Was war das Ziel?
  • Mehr Schüler mit Förderbedarf sollten in regulären Schulen unterrichtet werden (statt in Förderschulen).
  • Warum hat es nicht funktioniert?
  • Viele Schulen waren überfordert, weil sie keine zusätzlichen Ressourcen bekamen.
  • Lehrkräfte hatten oft keine spezielle Ausbildung für inklusiven Unterricht.
  • In der Praxis wurde Inklusion oft nur halbherzig umgesetzt, was weder den betroffenen noch den anderen Schülern half.

Föderalismus – Der Dauerbremser für echte Reformen

Ein großes Grundproblem bleibt der föderale Flickenteppich: Bildung ist Ländersache, sodass es 16 unterschiedliche Schulsysteme gibt.

  • Reformen werden oft durch politische Interessen blockiert.
  • Schüler haben Nachteile beim Umzug, weil jedes Bundesland andere Lehrpläne hat.
  • Statt eine große Lösung zu finden, wird oft nur Stückwerk betrieben.

Warum scheitern die meisten Reformen?

  • Zuviel Bürokratie – Die Umsetzung dauert ewig oder wird durch Vorschriften blockiert.
  • Politische Uneinigkeit – Bildung ist ein Spielball der Politik, echte Reformen scheitern an Machtkämpfen.
  • Halbherzige Umsetzung – Viele Maßnahmen bleiben Symbolpolitik ohne echte Veränderung im Schulalltag.
  • Zu wenig Investition in Lehrerfortbildung – Neue Konzepte scheitern oft daran, dass Lehrer nicht ausreichend darauf vorbereitet werden.

Gibt es in Deutschland in einzelnen Schulen innovative Ideen?

Trotz des starren Systems gibt es in Deutschland einzelne Schulen, die innovative Konzepte umsetzen. Zum Beispiel…

Evangelische Schule Berlin Zentrum (ESBZ) – Selbstständiges Lernen

  • Schüler lernen selbstorganisiert, es gibt kaum Frontalunterricht.
  • Statt Noten gibt es ausführliche individuelle Rückmeldungen.
  • Fächerübergreifendes Arbeiten und viel Projektarbeit.

Das funktioniert weil:

  • Schüler lernen früh Eigenverantwortung.
  • Kreativität und kritisches Denken werden gefördert.
  • Hohe Motivation, weil Lernen individuell angepasst ist.

Alemannenschule Wutöschingen – Digitale und individuelle Förderung

  • Jeder Schüler arbeitet im eigenen Tempo mit digitalen Lernplattformen.
  • Lehrer sind mehr Coaches als klassische Wissensvermittler.
  • Flexible Lernräume statt Klassenzimmer: Schüler wählen ihre Lernorte selbst.

Das funktioniert weil:

  • Keine Über- oder Unterforderung, weil jeder individuell lernen kann.
  • Digitales Lernen wird sinnvoll mit persönlichem Coaching kombiniert.

Laborschule Bielefeld – Lernen ohne Druck

  • Kein Sitzenbleiben, keine Noten in den ersten Jahren.
  • Schüler forschen, experimentieren und lernen spielerisch.
  • Altersgemischte Gruppen statt strikter Jahrgangsklassen.

Das funktioniert weil

  • Kinder lernen ohne Prüfungsangst.
  • Zusammenarbeit statt Konkurrenzdenken wird gefördert.

Grund- und Gemeinschaftsschule Neuenhagen – Skandinavisches Konzept

  • Ganztagsschule mit flexiblen Lernzeiten.
  • Viel eigenständiges Arbeiten, weniger Lehrervorgaben.
  • Enge Zusammenarbeit mit Eltern.

Warum funktioniert das?

  • Schüler lernen mit mehr Freiheiten und ohne starren Stundenplan.
  • Die soziale Entwicklung wird genauso wichtig genommen wie Wissen.

Ein Fazit

Diese Leuchtturmprojekte zeigen, dass Bildung auch anders funktionieren kann – wenn man den Mut hat, Neues auszuprobieren. Sie sind die Ausnahme, nicht die Regel. Ohne größere Reformen bleibt es oft bei einzelnen Experimenten, statt dass wirklich alle Schüler davon profitieren.

Deutschland versucht also punktuell Reformen – aber die Umsetzung ist oft chaotisch, langsam und ineffektiv.

Warum gibt es nicht mehr solche Schulen?

  • Das deutsche Bildungssystem ist sehr traditionell – Innovationen müssen oft gegen den Widerstand der Bürokratie durchgesetzt werden.
  • Es gibt wenig Mut zur Veränderung – viele Eltern und Lehrer hängen am klassischen Modell.
  • Föderalismus macht es schwierig, solche Konzepte flächendeckend umzusetzen.

Wie könnte eine erfolgreiche Reform in Deutschland aussehen?

Deutschland braucht eine große, mutige Bildungsreform, keine halben Maßnahmen. Viele erfolgreiche Länder zeigen, wie es gehen kann – aber Deutschland hält an alten Strukturen fest.

Ob so eine Reform realistisch ist? Schwierig, weil Politik oft kurzfristig denkt. Aber wenn man die Probleme nicht angeht, wird Deutschland im internationalen Vergleich weiter abrutschen.

Eine erfolgreiche Bildungsreform in Deutschland müsste mutig, langfristig und konsequent sein – und sich an erfolgreichen Modellen anderer Länder orientieren.: Radikal neu denken statt kleine Korrekturen.

Zum Beipiel:

Weniger Bürokratie, mehr Autonomie für Schulen

Zu viele Entscheidungen werden von Ministerien getroffen, Lehrer und Schulleiter haben wenig Spielraum.

  • Lösung
  • Schulen sollten mehr Freiheit haben, über Lehrmethoden, Fächerangebote und Organisation selbst zu entscheiden.
  • Weniger Bürokratie für Lehrer – mehr Zeit für Unterricht statt für Verwaltungsaufgaben.

Abschaffung des föderalen Flickenteppichs

  • Problem: 16 Bundesländer, 16 verschiedene Schulsysteme – Chaos bei Umzügen, unterschiedliche Prüfungen und Lehrpläne.
  • Lösung:
  • Einheitliche Bildungsstandards für ganz Deutschland.
  • Gemeinsame Abschlussprüfungen (z. B. einheitliches Abitur).
  • Bessere Vergleichbarkeit der Bildung in allen Bundesländern.

Mehr praxisnahes Lernen statt reines Auswendiglernen

  • Problem: Schüler lernen oft für Prüfungen, vergessen danach aber vieles.
  • Lösung:
  • Fächerübergreifendes, projektbasiertes Lernen, z. B. an realen Problemstellungen (wie in Finnland).
  • Mehr Alltagswissen: Steuern, Verträge, Erste Hilfe, Medienkompetenz.
  • Kreatives und kritisches Denken als eigene Schwerpunkte im Unterricht.

Digitaler Unterricht richtig umsetzen

  • Problem: Digitalisierung wurde halbherzig angegangen – Tablets ohne Konzept bringen nichts.
  • Lösung:
  • Jeder Schüler bekommt ein eigenes digitales Endgerät (wie in Estland).
  • Lehrer werden verpflichtend in digitalen Lehrmethoden geschult.
  • Schulen brauchen feste IT-Teams, die sich um Technik und Support kümmern.

Leistungsdruck reduzieren, individuelles Lernen ermöglichen

  • Problem: Ein starres System mit vielen Prüfungen sorgt für Stress, nicht für echtes Lernen.
  • Lösung:
  • Mehr selbstständiges Lernen im eigenen Tempo (z. B. nach dem Modell der Alemannenschule Wutöschingen).
  • Weniger standardisierte Prüfungen – stattdessen mehr praktische Projekte und Präsentationen.
  • Noten wie in Finnlanderst ab Klasse 7, vorher ausführliche individuelle Rückmeldungen.

Ganztagsschulen flächendeckend ausbauen

  • Problem: Deutsche Schulen sind oft nur vormittags geöffnet, Nachmittage sind ungenutzt.
  • Lösung:
  • Ganztagsschulen als Standard, mit Angeboten für Hausaufgabenbetreuung, Sport, Kunst und Musik.
  • Förderung für alle Kinder, nicht nur für die, deren Eltern Nachhilfe bezahlen können.

Lehrerberuf aufwerten – bessere Bezahlung, bessere Ausbildung

  • Problem: Lehrer verdienen oft weniger als in anderen Ländern und müssen sich mit Bürokratie herumschlagen.
  • Lösung:
  • Höheres Einstiegsgehalt und attraktivere Karrierechancen.
  • Mehr Praxisbezug in der Ausbildung – weniger Theorie, mehr echte Unterrichtserfahrung.
  • Regelmäßige Weiterbildungen in modernen Lehrmethoden.

Frühkindliche Bildung massiv stärken

  • Problem: Deutschland gibt weniger für Kitas und frühkindliche Bildung aus als viele andere Länder.
  • Lösung:
  • Kostenlose Kitas für alle Kinder (wie in Skandinavien).
  • Mehr sprachliche Förderung, besonders für Kinder aus bildungsfernen Haushalten.
  • Kleinere Gruppen und besser ausgebildete Erzieher.

Bessere Inklusion für alle Schüler

  • Problem: Inklusion wurde schlecht umgesetzt, Lehrer sind oft überfordert.
  • Lösung:
  • Mehr Sonderpädagogen und Förderlehrer an Regelschulen.
  • Bessere individuelle Betreuung statt Einheitsunterricht für alle.

Mehr Chancengleichheit – Herkunft darf nicht über Zukunft entscheiden

  • Problem: In Deutschland hängt der Bildungserfolg stark vom Elternhaus ab.
  • Lösung:
  • Bessere Finanzierung von Schulen in sozialen Brennpunkten.
  • Kostenloser Zugang zu Nachhilfe, digitalen Lernmaterialien und kulturellen Angeboten für alle.
  • Studiengebühren für Lehramtsstudenten abschaffen, um mehr junge Leute für den Beruf zu gewinnen.